Zwergpinscher – Selbstbewusste Mini-Hunde mit vielen Aufgaben

Zwergpinscher (auch als Rehpinscher bekannt) sind die Miniaturform des Deutschen Pinschers und begleiten Stadtmenschen und Händler bereits seit hunderten von Jahren. Die verschmusten und mutigen Mini Hunde stecken voller Power und überschätzen häufig ihre Körpergröße. Kleine Hunde, die sich benehmen wie ganz Große – ob Du der richtige Typ für einen so vielseitigen und energiegeladenen Freund bist, erfährst Du hier.
Besonderheiten
  • Fit und gesund
  • Hingebungsvolle Begleiter
  • Anpassungsfähig
  • Reviertreu
  • Ausgeprägter Beschützerinstinkt

Rasseportrait: Zwergpinscher

Herkunft Deutschland
Klassifikation Reiner Begleithund mit Wachhund-Qualitäten
Größe Beide Geschlechter zwischen 25 und 30 Zentimeter (Widerristhöhe)
Gewicht 4 – 6 Kilogramm
Körperbau Muskulös, Säbelrute, Körper kompakt
Augen Mandelförmig und dunkel
Ohren V-förmige Knick- oder Stehohren
Fell & Farbe Kurzes glattes Fell in rot, braun oder schwarz mit loh. Selten aufgehellte Welpen in blau, fawn oder isabell
Besonderheiten Sehr athletisch und selbstbewusst für kleine Hunde
Charakter Wachsam, anhänglich, unbestechlich
Pflege Kaum Pflege nötig. Kälteempfindlichkeit im Winter beachten!
Gesundheit Häufiges Zittern, Neigung zu schwachen Nerven. Hohe durchschnittliche Lebensdauer von circa 15 Jahren

Erscheinungsbild des Zwergpinschers: Deutsche Pinscher im Miniaturformat

Äußerlich gleichen Zwergpinscher ihren engen Verwandten, den deutschen Pinschern – etwas entfernter ist auch die Ähnlichkeit zum Dobermann zu erkennen, der ebenfalls von mitteleuropäischen Stallhunden abstammt. Die kleinen Hunde erreichen selten eine Widerristhöhe von mehr als 30 Zentimetern (Hündinnen tendenziell eher 25 Zentimeter), deutsche Pinscher dagegen messen zwischen 45 und 50 Zentimeter. Von den Schnauzern unterscheiden sich die Pinscher hauptsächlich durch ihre Fellstruktur: Pinscher haben glattes und glänzendes Fell, Schnauzer zeichnen sich durch raues Fell und lange, buschige Schnurbärte aus. 

Mini Zwergpinscher: Wie klein darf ein Zwergpinscher sein?

Für Zwergpinscher wurde in der europäischen Rasseverordnung schon früh ein Mindestgewicht von 4 Kilogramm festgelegt. So stellten Züchter sicher, dass die wendige und arbeitstaugliche Rasse ihre Widerstandsfähigkeit und Ausdauer nicht verliert, wie es bei anderen kleinen Hunderassen der Fall schon damals der Fall war. Üblich ist heute ein Gewicht von 4 – 6 Kilogramm.

Der Zwergpinscher von Kopf bis Fuß – Im Trab durch die Welt

Zwergpinscher sind für Hundekenner und Freunde aus der Nachbarschaft schon von Weitem an ihrem trabenden Gang zu erkennen. Jeder Schritt wirkt kraftvoll und gelöst, der Rücken bleibt beim Laufen gerade. Vom Scheitel abwärts legt der FCI-Rassestandard verschiedene Merkmale fest:

Merkmal Details
Kopf und Gesicht Der Kopf des Zwergpinschers ist kräftig und die Stirn abgeflacht. Die typische Kopfform wird hauptsächlich durch den keilförmigen Fang und den geraden Nasenrücken bestimmt. Im Gesicht sind keine sichtbaren Falten zu erkennen und die Lefzen liegen straff. Es gibt Zwergpinscher mit V-förmigen Stehohren und mit Klappohren, wobei Ohren mit Knick deutlich häufiger vorkommen und dem Zwergpinscher sein typisches Aussehen verleihen. Die mandelförmigen Augen sind in den äußeren Winkeln leicht angehoben und wirken freundlich und aufmerksam.
Hals und Körper Die Hunderasse unterscheidet sich durch ihren kräftigen und kompakten Körperbau von anderen Kleinhunden. Der Rücken ist gerade und kurz, die untere Profillinie ist leicht aufgezogen. Vorder- und Hinterläufe verlaufen gerade und sind kräftig bemuskelt, genau wie die Schulterpartien. Am gesamten Körper zeichnen sich Gelenke und Muskeln deutlich ab, da Haut und Fell glatt anliegen.
Säbelrute Eine Säbel- oder Sichelrute zeichnet sich durch eine leichte Krümmung zur Spitze hin aus. Die Rute setzt relativ weit oben an und ist wie der Rest des Körpers mit dichtem, kurzem Fell behaart.

Farbvarianten beim Zwergpinscher

Reinrassige Zwergpinscher tragen nur vier Farbvarianten in ihrem genetischen Code (Schwarz, Rot, Braun und ein Aufhellungs-Gen). Für die Zucht zugelassen sindrote und schwarz-rote Hunde mit Lohzeichnung. Die aufgehellten Fellfarben Fawn, Blau und Isabell kommen vor, betroffene Hunde leiden jedoch häufiger an Hautkrankheiten und Haarausfall. Die Färbung ist deshalb nicht für die Zucht zugelassen.

  • Einfarbige Hunde sind hirschrot bis dunkelrot oder schokobraun, mit gleichfarbigen oder schwarzen Nasenschwämmen und Lefzen.
  • Zweifarbige Zwergpinscher haben meist einen dunkleren Grundton (Schwarz, Rot oder Schokobraun) und hellere Loh- oder Tan-Abzeichen in braun oder rot.

Die Geschichte der Pinscher und Schnauzer – Zwergpinscher sind älter, als Du denkst!

Pinscher und Schnauzer werden seit 1895 nach Rassestandards gezüchtet, Zwergpinscher gab es jedoch schon lange vor Beginn der Reinzüchtung. Sogenannte Stallhunde in verschiedenen Größenordnungen begleiteten europäische Händler bereits im frühen Mittelalter in nahezu unveränderter Form. Sie reisten auf Kutschen mit ihren Haltern mit, bewachten Zügel, Ware und Pferde und hielten nachts Ratten und Mäuse im Stall fern. Auch auf Viehhöfen wurden die energetischen Zwicker (to pinch = zwicken) als freilaufende Wachhunde gehalten. 

Wissenswertes zum Zwergpinscher im Überblick

  • Vor der Reinzüchtung gab es Zwergpinscher in allen Farb- und Fellvarianten.
  • Ursprünglich waren die Hunde sehr eigenständig. Sie konnten sich auf Höfen selbst ernähren und selbstständig sinnvolle Aufgaben suchen und ausführen.
  • Im 19. Jahrhundert wurde der Zwergpinscher zum beliebten Haus- und Salonhund, wobei Züchter weiterhin auf die Agilität und die Gesundheit der Rasse achteten.
  • Die fernere Herkunft der Pinscher und Schnauzer-Rassen ist nicht eindeutig geklärt: Unklar bleibt, ob die Tiere von englischen Terriern abstammen und durch Kreuzungen mit mitteleuropäischen Sennenhunden und Molossern entstanden sein könnten. Denkbar ist auch, dass englische Terrier ursprünglich von den mitteleuropäschen Stallpinschern abstammen.
  • Schwanz und Ohren der Welpen wurden früher wie beim Dobermann kupiert, diese Praxis ist seit 1999 allerdings streng verboten.

Wesen und Charakter des Zwergpinschers – Lebhaft bis ins hohe Alter

Zwergpinscher sind temperamentvolle Hunde, die trotz vieler Vorurteile auf der ganzen Welt beliebt sind. Im Ausland sind sie als minpins (von mini pinscher) bekannt. Sie sind energiegeladen, treu und eifrig in allem, was sie tun. Im Vergleich zu anderen kleinen Stadthunden sind sie sehr sportlich und können deutlich mehr Leistung bringen. Halter und Züchter berichten, dass ihre Zwergpinscher sich unerschrocken und „wie große Hunde“ benehmen. Wenn sie angespannt sind oder frieren, können sie permanentes Zittern allerdings nicht unterdrücken, was typisch für sehr kleine Hunderassen ist.

Kein Hund für jedermann? Die Erziehung macht den Unterschied

Zwergpinscher sind sehr anhängliche Hunde, die Fremden von Natur aus nicht trauen und so eng wie möglich mit ihrem Halter zusammenleben möchten. In Haushalten mit mehreren Personen sind sie hauptsächlich auf eine Person fixiert, betrachten andere aber trotzdem als beschützenswerte Teile des Rudels und bauen lebenslange Freundschaften zu Mensch und Tier auf. Sie sind relativ leicht reizbar und vergeben (vermeintliche) Böswilligkeiten nur langsam. Zu Familien mit Kindern oder anderen Haustieren passen die aufmerksamkeitsliebenden Hunde deshalb nur, wenn ihre Grenzen respektiert werden.

Die wechselnden Gemüter der Minpins

  • Von schüchtern und freundlich bis nervös und übermütig.
  • Von lieb und kuschelig bis einnehmend und eifersüchtig.
  • Von aktiv und lustig bis aufgedreht und bellfreudig.
  • Von ausgeglichen und eigenständig bis grantig und fordernd.

Individualisten mit viel Herz

Minipinscher entwickeln individuelle Eigenheiten, die jeden Hund auf seine Weise liebenswürdig machen. Im Erwachsenenalter lassen sie sich persönliche Vorlieben und Abneigungen kaum aberziehen und möchten von Menschen und Artgenossen ernstgenommen werden. Sie weichen ihrem Halter nur ungern von der Seite und gelten als überaus verschmust und treu. Für „ihre“ Menschen passen sie sich an jede Umgebung problemlos an und neigen auch in Stresssituationen nicht zum Ausbrechen.

Erziehung und Haltung – so wird Dein Minpin zum ausgeglichenen Begleiter in allen Situationen

Zwergpinscher werden seit jeher mehr hinsichtlich ihrer Eignung als Haushunde als als Rattenfänger gezüchtet. Sie passen sich verschiedenen Lebensumständen problemlos an und folgen ihrem Halter bedingungslos. Wenn Du schläfst, schläft Dein Hund auch – bist du aktiv, möchte er mitmachen. Trotz seiner geringen Körpergröße verteidigt er seine Freunde und deren Besitztümer mit ritterlichem Eifer. Damit Dein Welpe im Erwachsenenalter nicht seine rassetypischen Klischees bedient, solltest Du ihn von Anfang an konsequent trainieren. Junge Zwergpinscher brauchen hier und da ein klares „Nein“, damit sie nicht zu übermütig werden und ihre selbstbewusste Art nicht in Starallüren umschlägt.

Darauf solltest Du bei der Welpenerziehung achten:

  • Gewöhne Deinen Hund während der Sozialisierungsphase (8. – 12. Lebenswoche) an so viele alltägliche Reize wie möglich. Die Hunde neigen zum Bellen, wenn sie etwas Ungewöhnliches hören oder sehen.
  • Versuche mit positiven Verstärkern zu arbeiten – allzu häufige Griffe zur Wasserpistole oder häufiges Ausschimpfen erhöht auf Dauer nur den Stresslevel des Hundes.
  • Pass auf, dass Dein sprungfreudiger Welpe sich nicht überschätzt. Sprünge von großen Höhen können zu schlimmen Verletzungen führen.
  • Treffen die Hunde Freunde (oder Feinde) auf der Straße, sind sie kaum zu beruhigen. In der Stadt und in Parks herrscht deshalb unbedingte Leinenpflicht für Dich und Deinen Minpin.

Der Zwergpinscher im Umgang mit Kindern

Die kleinen Hunde verstehen sich meist prächtig mit Hundewelpen (auch von größeren Rassen), meiden aber tendenziell kleine Kinder. Sie lassen sich ähnlich wie Katzen nicht alles gefallen. Wer Kindern einen behutsamen Umgang mit Tieren beibringen will, wird mit einem agilen Zwergpinscher jedoch große Freude haben. Werden sie selten geärgert oder erschreckt, tolerieren sie Kinder und andere Tiere nicht nur, sondern schließen sie als Spielkameraden fest ins Herz. Fassen die kleinen Hunde Vertrauen, merkt man das sofort. In Gesellschaft von Bekannten fühlen sie sich sichtlich wohler als unter Fremden.

So bekommt Dein Zwergpinscher ausreichend Bewegung

  • Die Hunde können auch auf kleinstem Wohnraum gehalten werden, brauchen aber viel Auslauf.
  • Spaziergänge sollten so häufig wie möglich über reines Gassigehen hinausreichen. Wanderungen und Joggingtouren machen Zwergpinscher bei jedem Wetter mit.
  • Hundesportarten wie Dog Dancing und Agility Training bereiten ihnen großen Spaß und sie gelten als talentiert.
  • Mit Intelligenz- und Apportierspielen bringst Du Abwechslung in den Alltag Deines Hundes.

Pflegeleichte Hunde mit geringen Ansprüchen

Zwergpinscher brauchen kaum Fellpflege und halten sich weitgehend eigenständig sauber. Ihre Krallen halten viele Tiere durch Beißen und Scharren kurz, wenn nötig. Baden musst Du Deinen Hund nur, wenn er nach Spaziergängen im Nassen mit Schmutz bedeckt ist. Auch gesundheitlich geht es der Hunderasse im Vergleich zu anderen Mini Hunderassen gut: Erbkrankheiten sind bei Minpins von normaler Größe selten. Zwergwüchsige Exemplare mit einer Widerristhöhe unter 25 Zentimeter sind allgemein nervöser, kälteempfindlicher und anfälliger gegen Krankheiten als ihre größeren Artgenossen.

Zusammen älter werden: Der Zwergpinscher als Freund fürs Leben

Wie deutsche Pinscher können Miniaturpinscher aus gesunder Zucht ein für Hunde recht hohes Alter von mehr als 15 Jahren erreichen. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Hunde wird abhängig von der Quelle zwischen 13 und 15 Jahren angegeben. Vereinzelt werden Tiere 18 Jahre oder noch älter, vorausgesetzt, Ernährung und Haltung werden ihrem Alter angepasst und es bestehen gute genetische Vorbedingungen.

Rassetypische Krankheiten, die Du kennen solltest:

  • Maroteaux-Lamy-Syndrom: Eine angeborene Stoffwechselkrankheit, die medikamentös behandelt werden kann.
  • Akrale Mutilationssyndrom: Eine seltene Erbkrankheit, die das Nervensystem betrifft und die Schmerzempfindlichkeit der Pfoten ausschaltet. Betroffene Hunde verstümmeln sich häufig selbst an den Gliedmaßen.
  • Allgemeine Kälteempfindlichkeit: Nässe, Kälte und Frost setzen zierlich gebauten Zwergpinschern ohne Hundemantel schnell zu und begünstigen wie beim Menschen Infektionskrankheiten.
  • Übermäßige Nervosität: Verkürzt die Lebensdauer und begünstigt Herzprobleme und Epilepsie.

Große Welpennachfrage, wenige Züchter: Der Minpin als neuer Trendhund?

In Deutschland ist nur ein Züchterclub vom VDH (Verein für das Deutsche Hundewesen) zugelassen: Der deutsche Pinscher und Schnauzer Club e.V. trägt seit 1895 die Hauptverantwortung für die Zwergpinscherzucht. Außerhalb des Vereins bieten rund 25 – 30 VDH-geprüfte Züchter Welpen aus privater Zucht an. Da die Zucht in Deutschland nur mäßig betrieben wird, musst Du für einen jungen reinrassigen Hund unter Umständen weit fahren – die meisten Züchter haben sich in Süddeutschland niedergelassen. Wie bei allen reinrassigen Hunden solltest Du Welpenangebote unter 1000 Euro genau überprüfen.

Zwergpinscher aus der Tierrettung

Die Nachfrage nach den niedlichen Hunden mit den Fledermausohren steigt momentan stark. Viele unseriöse Züchter bieten Zwergpinscher- und Chihuahua-Welpen aus fehlerhafter Zucht an. Im europäischen Ausland sind kleine europäische Hunderassen deshalb häufig auf der Straße und in Tierheimen zu finden. Auch in Deutschland werden Zwergpinscher nach dem Welpenalter hin und wieder abgegeben, weil die Besitzer sich überfordert fühlen. Bei Tasso Shelta und im deutschen Tierheim Netzwerk kannst Du gezielt nach Zwergpinschern und Zwergpinscher-Mischlingen suchen, die Hilfe brauchen.

Adoptieren statt Shoppen? Vor- und Nachteile der Adoption

  • Adoptierst Du einen Zwergpinscher aus Ungarn, Rumänien oder Spanien, ist das Tier anfangs wahrscheinlich sehr verängstigt.
  • Ehemalige Straßenhunde haben kaum Erbkrankheiten und gelten als robuster als Zuchtwelpen.
  • Die Schutzgebühr für Rettungshunde liegt bei rund 200 Euro.
  • Adoptierte Hunde haben keine Ahnentafeln und sind nicht für die Zucht geeignet.
  • Ausgesetzte und abgegebene Tiere haben häufiger kleine Schönheitsfehler, versteckte gesundheitliche Probleme oder leichte Verhaltensstörungen.

Die wichtigsten Tipps zur Haltung von Zwergpinschern im Überblick

  • Hat Dein Hund schwache Nerven, gönn ihm viel Ruhe.
  • Halte Deinen Zwergpinscher trocken und warm.
  • Vermeide Dauerstress, ohne ihn zu unterfordern.
  • Respektiere seine Grenzen, ohne die Erziehung aus den Augen zu verlieren.

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