Staffordshire Bullterrier kaufen und halten – In Deutschland nicht unproblematisch

Staffordshire Bullterrier 01 Der Staffordshire Bullterrier wird darf in vielen Bundesländern gar nicht oder nur unter strengen Bedingungen gehalten werden. Die enge Verwandtschaft zum Bull Terrier und zum American Staffordshire Terrier ist den ehemaligen Tierkampfchampions deutlich anzusehen. Da die Hunde fast alle Wesensprüfungen ablegen und Sanftheit ein zwingendes Merkmal für Zuchthunde ist, ist von ihrer Kampfhund-Mentalität nur der Schutzinstinkt geblieben.
Besonderheiten
  • Listenhund
  • Nannydog
  • Furchtlos
  • Intelligent
  • Nur für Erziehungsprofis

Rasseportrait: Staffordshire Bullterrier

Spitznamen Staffy, Staffbull, Staff
Herkunft England
Klassifikation Bullartige Terrier (Listenhund)
Größe Widerristhöhe 35,5 – 40,5 cm
Gewicht Rüden 12,7 – 17 kg, Hündinnen 11 – 15,4 cm
Körperbau Sehr muskulös, breite Brust, massiver Kiefer
Augen Rund und geradeausblickend, dabei mittelgroß und bevorzugt dunkel
Ohren Rosen- oder Halbstehohr
Fell & Farbe Sehr kurz und glatt, Farbe rot, falb, weiß, schwarz, gestromt oder blau
Besonderheiten Strenge Haltungsverordnung, Einfuhr verboten
Charakter Mutig, niedrig Reizschwelle, anhänglich, skeptisch gegenüber Fremden
Pflege Pflegeleichtes Fell, Fellwechsel zweimal jährlich
Gesundheit Patellaluxation, Katarakt, L-2-HGA, Hüftdysplasie sind häufige Erbkrankheiten, Lebenserwartung 12 – 14 Jahre
Zucht Nicht in allen Bundesländern erlaubt

Aussehen des Staffbulls – Moderner Bull-and-Terrier mit kraftvollem Kiefer

Staffys sind mit einer Widerristhöhe zwischen 35,5 und 40,5 cm eher klein, bringen dabei aber einiges an Muskelmasse auf die Waage. Für Rüden wird ein Idealgewicht zwischen 12,7 und 17 kg angegeben, Hündinnen wiegen zwischen 11 und 15,4 kg. Sie gelten als moderne Version der englischen Bull-and-Terrier Hunde des 18. Jahrhunderts und haben sich äußerlich im Vergleich zu anderen Nachkömmlingen der Bull-and-Terrier (Bull Terrier, Pit Bull und American Staffordshire Terrier) kaum verändert.

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Staffordshire Terrier erkennen und unterscheiden: Rassemerkmale im Überblick

  • Der Kopf des Staffbulls ist massiv und deutlich tiefer als der des American Staffordshires. Der Schädel ist kurz, mit deutlichem Stopp und etwa so breit wie tief.
  • Die Wangen sind sehr ausgeprägt und der Kiefer ist extrem stark. Große Zähne bilden ein gerades Scherengebiss, das mit straffen Lefzen bedeckt ist. Der Nasenschwamm sollte immer schwarz sein.
  • Die Augen sind dunkel umrahmt, mittelgroß und rund. An den Rändern zeichnen sich die Augenwinkel deutlich ab.
  • Leichte Rosen- oder Klappohren (Halbstehohren) werden bevorzugt. Sie sollten nicht zu dick sein und nie schlapp herabhängen oder komplett steif stehen.
  • Körper und Hals sind sehr gedrungen und überdurchschnittlich muskulös für die Größe. Die obere Profillinie verläuft gerade und der Brustkorb ist sehr breit mit gut gewölbten Rippen.
  • Die Knochen an den Vorder- und Hinterläufen sind sehr stark und die Schultern liegen gut zurück. Hinten sind die Läufe gut gewinkelt und die Sprunggelenke stehen tief. Die Läufe stehen auf gut gepolsterten und kräftige Pfoten mit schwarzen Krallen.
  • Die Rute wird laut Rassestandard wie ein „Pumpenschwengel“ getragen und setzt sehr tief an.

Fell und Farben beim Staffbull

Das glatte Fell ist kurz, dicht und leicht borstig. Die Wuchsrichtung der Haare ist überall sichtbar und bildet an der Brust manchmal einen leichten Kamm. Einfarbiges Fell oder kleine weiße Abzeichen werden von einigen Züchtern bevorzugt, es werden aber auch weiße Hunde mit Schecken in jeder Größe und Form akzeptiert.

Diese Farben kommen vor

  • Rot
  • Lilac
  • Falb in allen Schattierungen
  • Schwarz
  • Blau
  • Gestromt in allen Schattierungen
  • Möglich sind weiße Abzeichen als Blesse und am Hals
  • Einfarbig weiß

Die Geschichte der Staffordshire Bullterrier – Einmal Kampfhund, immer Kampfhund?

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Der Staffordshire Bullterrier stammt wie der Bull Terrier direkt von den Bull-and-Terrier Hunden der englischen Arbeiterschicht ab. Zu Beginn der Industrialisierung waren in den Regionen Birmingham und Staffordshire Hundekämpfe („“blood sports““) ein beliebter Zeitvertreib. Die terrierartigen Rattler der Arbeiter wurden im frühen 18. Jahrhundert mit Molossern gekreuzt, um einen kleinen, starken Kampfhund zu schaffen, der für blutige Kämpfe gegen Tiere eingesetzt wurde:

Die traurigen Aufgaben der ersten Bull-and-Terrier in Staffordshire

  • Einsatz im Arenenkampf Hund gegen Hund
  • Einsatz im Arenenkampf Hund gegen Wildtier oder Stier („“bull and bear-baiting““)
  • Einsatz beim Rattenbeißen (Ratten in einer Arena werden auf Zeit getötet)

Der Staffordshire Bullterrier heute

Im Ausland ist der Staffy bis heute ein sehr beliebter Begleit- und Wachhund, in England gehört er sogar zu den Top 10 der beliebtesten Rassehunde. Hierzulande waren englische Kampfhunde im 20. Jahrhundert Statussymbole im Rotlichtmilieu und in kriminellen Kreisen – die Zuchtauswahl wurde vernachlässigt, genau wie die Sozialisierung der Hunde, die teilweise absichtlich scharf auf Menschen gemacht wurden, um abzuschrecken oder als Waffe eingesetzt zu werden. Aus diesem Grund stehen viele Beißvorfälle in Deutschland im Zusammenhang mit Staffbulls, die zu Beginn der 2000er zu sehr strengen Regulierungen in einigen Bundesländern geführt haben.

Das wahre Wesen des Staffordshire Bull Terriers – Der Babysitterdog der Engländer

Ein Hund kann nur zum ausgeglichenen Begleiter werden, wenn er liebevoll sozialisiert wird. Wohlerzogene Staffordshire Bull Terrier sind ganz anders, als man es bei ihrem schlechten Ruf als Listenhund erwarten würde: Die Rasse gilt als überaus menschenfreundlich und passt sich sehr gut an das Stadtleben in Wohnungen an. Allerdings ist das Kraftpaket mit dem großen Selbstbewusstsein nicht für Anfänger in der Hundeerziehung geeignet:

Mit diesen Verhaltensweisen ist beim Staffy zu rechnen

  • Er verhält sich freundlich und sanft im Familienkreis, begegnet Fremden aber äußerst skeptisch. Als Wach- und Schutzhund ist er deshalb ein Naturtalent.
  • Hat er Vertrauen gefasst, ist er lieb und schmusebedürftig.
  • Wird er von anderen Hunden provoziert oder angegriffen, scheut er keinen Kampf! Du solltest Deinem Hund also körperlich gewachsen sein und ihn notfalls zurückhalten können.
  • Staffbulls müssen ihren Platz im Rudel kennen, dann halten sie sich strikt daran. Ist die Hierarchie unklar oder gibt es Streit, versucht der Staffbull zu dominieren.
  • Mit Schutzbefohlenen geht der in England als Nannydog (Babysitterhund) bekannte Vierbeiner sehr liebevoll um. Hier sollte aber nicht verschwiegen werden, dass Staffbulls weltweit überdurchschnittlich häufig für Beißvorfälle (auch mit Kindern) verantwortlich sind.
  • Ein Staffy lässt sich nicht ärgern. Die Reizschwelle liegt niedrig: Wer ihn nervt, wird zurechtgewiesen.

Aus großer Kraft wächst große Verantwortung

Zum Charakter der Staffys gibt es in den Medien und unter Züchtern also verschiedene Ansichten. Ein Staffy hat für seine Körpergröße eine enorme Beißkraft und scheut von Natur aus keinen Kampf, wenn er sich bedroht fühlt – wenn die Stimmung kippt und es zum Angriff kommt, kann jeder Biss lebensgefährlich sein. Er ist deshalb nur etwas für Halter mit Erfahrung, die ihre Führungsrolle im Rudel gewaltfrei zu behaupten wissen.

Haltung und Erziehung von Staffbull Welpen: Eine Wesensprüfung erleichtert das Leben

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Wenn Du Dir einen Welpen der Rasse anschaffen möchtest, solltest Du schon vor dem Einzug des kleinen Knopfauges nach Hundeschulen und Trainingsmöglichkeiten in der Nähe suchen. In den meisten Bundesländern ist ein Wesenstest für die rechtmäßige Haltung zwingend erforderlich. Die genauen Haltungsanforderungen für die einzelnen Bundesländer findest Du in dieser Listenhundverordnung. Die wichtigsten Einschränkungen in der Haltung haben wir für Dich zusammengefasst:

Haltungsverbote

  • Bei nicht bestandenem Wesenstest oder Verhaltensauffälligkeiten wird die Haltungserlaubnis in fast allen Bundesländern entzogen.
  • In Bremen dürfen nur Staffys gehalten werden, die aus Bremer Tierheimen adoptiert wurden.
  • Vor der Anschaffung solltest Du bei der Ortspolizeibehörde Deiner Gemeinde eine Haltungsgenehmigung einholen.

Maulkorb- und Leinenpflicht in der Öffentlichkeit

  • Für Hunde vor der Wesensprüfung (ab dem 4. oder 6. Lebensmonat) in den meisten Bundesländern Pflicht.
  • In Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklemburg-Vorpommern, NRW und Rheinland-Pfalz ist die Leinen- und Maulkorbpflicht obligatorisch.
  • An öffentlichen Plätzen und in öffentlichen Verkehrsmitteln sollte immer ein Maulkorb getragen werden.

Kastrationspflicht

  • In einigen Bundesländern wie in Baden-Württemberg und Thüringen müssen Kampfhunde in privater Haltung unfruchtbar gemacht werden.
  • Ein Nachweis ist an die örtliche Polizeibehörde zu übermitteln.

Gewaltfreie Erziehung für hartnäckige Grummler

Die Erziehung eines Staffy Welpens erfordert viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Mit positiver Verstärkung solltest Du die sanfte Seite Deines Hundes stärken und dominantes Verhalten konsequent unterbinden. Der Staffbull ist sensibel und möchte seinem Halter gefallen: Ein Schlüssel zur Stärkung von zurückhaltendem Verhalten ist deshalb ein unerschütterliches Vertrauensverhältnis. Dazu sollte Dein Hund in der Sozialisierungsphase so viele gute Erfahrungen wie möglich mit anderen Menschen und Tieren sammeln:

Pflichtübungen während der Sozialisierungsphase

  • Besuche bei und von Freunden
  • Besuche beim Tierarzt
  • Postboten und Lieferanten kennenlernen/richtiges Verhalten beim Klingeln üben
  • Spaziergänge im Park
  • Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Zug, Bus, Straßenbahn etc.)
  • Besuche in der Welpenschule (Interaktion mit anderen Hunden)
  • Nachbarn kennenlernen

Weitere Einschränkungen

  • Tätowierungspflicht und Chippflicht
  • Spielplätze, Liegewiesen und Badegebiete dürfen in einigen Bundesländern nicht mit Hund betreten werden.

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Pflege und Gesundheit beim Staffordshire Bullterrier – Robuster kleiner Kämpfer

Der gesundheitliche Zustand von Listenhunden wie Pit Bull, Staffy, Bull Terrier und American Staffordshire Terrier variiert von Zuchtlinie zu Zuchtlinie: Hunde aus verantwortungsvoller Zucht, in der eine sorgsame Auswahl von Zuchthunden getroffen wird, haben eine Lebenserwartung von 12 bis 14 Jahren. Bei Hunden aus schlechten Zuchtverhältnissen treten Erbkrankheiten häufiger auf, einige erblich bedingte Probleme lassen sich aber kaum ganz vermeiden:

Typische Erbkrankheiten

  • L-2-HGA ist eine neurometabolische Erkrankung, die das Nervensystem stark angreift. Durch Säureablagerungen im Körper kommt es zu Störungen, die Epilepsie, Krämpfe, Zittern und andere neurologische Probleme nach sich ziehen.
  • Katarakt (Grauer Star) kann auch erblich bedingt auftreten und im schlimmsten Fall zur Erblindung des Hundes führen.
  • Hüftgelenkdysplasien können im Alter ein Grund für die Einschläferung von Tieren mit chronischen Schmerzen sein. Mit einer schonenden Haltung kannst Du Gelenkproblemen vorbeugen.
  • Zu den erblich begünstigten Gelenk- und Knochenproblemen gehört auch die Patellaluxation.

Die richtige Ernährung für Schleckermäuler

Kräftige Kerlchen wie der Staffy neigen zur Verfressenheit und nehmen jedes Angebot für einen kleinen Snack an. Dabei sind sie nicht wählerisch und klauen auch gern mal buchstäblich die Wurst vom Teller, wenn sie können. Da die Knochen und Gelenke der bulligen Wachhunde im Alltag ohnehin stark belastet werden, solltest Du streng auf eine schlanke Linie bei Deinem Vierbeiner achten und ihn notfalls auf Diät setzen. Gleichzeitig sollte während des Wachstums eine abwechslungsreiche und vollwertige Ernährung gewährleistet werden. Mit spezieller Welpennahrung kann der erhöhte Nährstoffverbrauch gedeckt werden.

Staffordshire Terrier Welpen vom Züchter kaufen – Nicht in jedem Bundesland möglich

Die Zucht und Abgabe von Staffy-Welpen ist nicht in jedem Bundesland zulässig, trotzdem gibt es eine große und gut vernetzte Community und zwei Liebhaberclubs. In der bereits erwähnten Listenverordnung kannst Du die Regelungen für Dein Bundesland checken. Der Kaufpreis für Welpen liegt bei etwa 1000 bis 1500 Euro.

In diesen Ländern ist die Zucht verboten

  • Baden-Württemberg
  • Bayern
  • Berlin
  • Bremen
  • Sachsen-Anhalt
  • Thüringen
  • Hamburg (kein gewerbsmäßiger Handel)
  • Sachsen (Zucht nur nach Wesensprüfung für Zuchthunde erlaubt)
  • Bundesweit ist der Import von Staffordshire Bullterriern aus dem Ausland verboten.

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Aus dem Tierheim adoptieren

Sind Halter überfordert mit ihrem Welpen oder kommt es zu aggressiven Vorfällen, haben Hunde der Rasse es schwer, ein neues Zuhause zu finden. Die Adoption eines ausgewachsenen Kampfschmusers mit Verhaltensproblemen erfordert viel Engagement und ist nur etwas für absolute Hundeprofis.

Fazit: Ein Staffordshire Bullterrier bedeutet viel Verantwortung

  • Da fast alle Staffys in Deutschland Wesensprüfungen abgelegen, werden sie ihrem Ruf als gefährliche Hunde nur in seltenen Einzelfällen gerecht. Die meisten Vertreter der Rasse sind überaus verträglich und gutmütig, da Halter die Erziehung ernster nehmen als Halter von klassischen Begleithunden.
  • Eine konsequente Erziehung ist für heranwachsende Staffbulls Pflicht. Wird die Erziehung vernachlässigt, entwickeln sie destruktive Wesenszüge.
  • Mit einem Staff an der Leine kannst Du Dich frei und sicher bewegen – andere Menschen haben großen Respekt vor Kampfhundrassen und meiden sie für gewöhnlich, was bei der Wohnungssuche zum Problem werden könnte.

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