Mastín del Pirineo und Chien de Montagne des Pyrénées – Die Giganten aus den Pyrenäen

Beim Mastín del Pirineo und dem Chien de Montagne des Pyrénées handelt es sich um zwei sehr ähnliche Rassen aus den Pyrenäen im Mittelmeerraum. Die spanischen Berghunde sind so etwas wie die XXL-Variante des französischen Patou. Wir vergleichen die Pyrenäenberghunde im Detail und erklären, welcher Haltertyp zu so einem Bergriesen passt.
Besonderheiten
  • Gehört zu den größten Hunderassen
  • Wuchtiger Molosser (bis zu 90 kg)
  • Wach- und Herdenschutzhund
  • Grundfarbe weiß (Pyrenäenberghund heller)
  • Trägt traditionell ein Nietenhalsband

Rasseportrait: Mastín del Pirineo

Andere Namen für den Mastín del Pirineo Pyrenäen-Mastiff
Andere Namen für den Chien de Montagne des Pyrénées Patou, Pyrenäenberghund, Great Pyrenees
Herkunft Bergmastiff/Mastín kommt aus Spanien, Berghund/Chien de Montagne kommt aus Frankreich
Klassifikation Herdenschutzhund
Größe Mindesthöhe für den Widerrist 77 cm (Hündinnen 72 cm), beim Patou 70 – 80 cm (Hündinnen 65 – 75 cm)
Gewicht Nicht festgelegt, Rüden bis zu 90 kg, Hündinnen bis zu 70 kg (Patou maximal 60 kg, Hündinnen 45 kg)
Körperbau Imposante Größe, kurzer Hals, doppelte Wamme
Augen Mandelförmig, klein und dunkel
Ohren V-förmige Hängeohren
Fell & Farbe Langes, dichtes Fell, beim spanischen Mastín etwas borstiger, Grundfarbe weiß mit grauen, beigen oder gelben Flecken.
Besonderheiten Rassen werden eigenständig gezüchtet
Charakter Ruhig, sanft, territorial, mutig
Pflege Kein Treppensteigen, Fell bürsten, Sabbern hinnehmen
Gesundheit Lebenserwartung bis zu 15 Jahre, Risiko für Magendrehungen und Gelenkprobleme erhöht
Zucht Beide Rassen werden auch als Familienhunde gezüchtet

Pyrenäen-Mastiff und Pyrenäenberghund – Zwei Kolosse mit feinen Unterschieden

Die Pyrenäenberghunde auf spanischer und auf französischer Seite der Pyrenäen ähneln sich in vielen Punkten, da es sich eigentlich um Landschläge des selben Typs handelt. Der Mastín del Pirineo gehört zu den größten Hunderassen der Welt: Im FCI-Rassestandard des Pyrenäen-Mastiffs ist eine Mindesthöhe von 77 cm für Rüden und 72 cm für Hündinnen vorgeschrieben. Nach oben gibt es keine Grenzen, es wird aber im Standard vermerkt, dass die angegebene Mindesthöhe für sehr klein geratene spanische Bergmastiffs gilt. Die meisten werden deutlich größer und erreichen eine Widerristhöhe von 81 cm oder mehr.

Der Gewichtsvergleich macht’s aus

  • Der Mastín del Pirineo ist mit bis zu 90 kg für Rüden und bis zu 70 kg für Hündinnen ein echtes Schwergewicht.
  • Im Vergleich wird der französische Patou nur 60 kg schwer (Hündinnen etwa 45 kg).
  • Der Rassestandard des Patou schreibt außerdem eine etwas kleinere Widerristhöhe vor: Rüden messen 70 bis 80 cm, Hündinnen sollten zwischen 65 und 75 cm messen.

Rassebeschreibung

  • Der große Kopf ist an den Seiten parallel und recht schmal. Im Verhältnis zum Schädel ist der Fang nur leicht verkürzt (Verhältnis 5:4). Die Breite des Fangs entspricht ungefähr der Breite des Schädels im Schläfenbereich. Insgesamt ist der Schädel in etwa so breit wie lang.
  • Der Fang verjüngt sich zur Spitze hin nur leicht und endet in einem großen, breiten Nasenschwamm, der immer schwarz pigmentiert sein sollte. Die Oberlippe überlappt den Mundwinkel, sollte aber nicht schlaff wirken.
  • Eine leichte Schlaffheit des Unterlids ist typisch für den Pyrenäenmastiff und kommt beim Patou seltener vor. Die Augen sind klein, mandelförmig und dunkel gefärbt.
  • Die Hängeohren setzen höher an als die Augen und sind dreieckig geformt. Sie lassen sich bei Aufmerksamkeit teilweise aufrichten.
  • Der breite Hals ist mit dicker Haut und einer doppelten Wamme ausgestattet, die beim Patou weniger voluminös ausfällt. Er geht in einen rechteckigen Körper mit breitem, starkem Rücken und breiter Kruppe über, die um 45 Grad gewinkelt ist. Der tiefe und mächtige Brustkorb wird von runden Rippen gehalten und die Flanken sind breit.
  • Die Läufe sind mit starken Knochen ausgestattet und sichtbar bemuskelt. Der Hüftgelenkswinkel beträgt etwa 100 Grad, das Knie ist um 120 Grad gewinkelt. Hinten sind die katzenartigen Pfoten etwas länger als vorn.
  • Im letzten Drittel wird die kräftige Rute immer leicht gebogen getragen. Sie ist dick am Ansatz und sehr reich befedert.

Das Haarkleid

  • Beim spanischen Bergmastiff ist das Haar etwas borstiger beschaffen als beim Patou.
  • An den Schultern, am Hals, am Bauch, an der Rute und an den Rückseiten der Läufe wächst es länger und etwas weicher als am restlichen Körper.
  • Bei beiden Rassen ist die Grundfarbe reines weiß. Scharf umrissene Flecken in grau, gelb, braun, silber, beige, sandfarben oder marmoriert kommmen vor.
  • Beim spanischen Mastín del Pirineo zeichnet sich eine dunkle Maske oder eine weiße Blesse mit weißem Fang ab.

Die Geschichte der Mastín del Pirineo: Der Wolftöter mit dem Stachelhalsband

Die Vorfahren von Mastín del Pirineo und Patou leben seit vielen Jahrhunderten in den Pyrenäen. Seit dem 14. Jahrhundert wird die Entwicklung der Rassen aufgezeichnet, die erst seit Ende des 19. Jahrhunderts getrennt gezüchtet werden. Ihre traditionelle Aufgabe besteht im selbstständigen Herdenschutz, außerdem helfen sie in den Übergangszeiten beim Treiben des Viehs (Sommer = höhere Lagen, Winter = Tal). Wölfen und Bären stellen sich Gruppen aus drei bis fünf Mastiffs mit Stachelhalsband zur Abwehr entgegen. Sie wurden oft zusammen mit Pyrenäen-Schäferhunden eingesetzt, die kleiner und scharfsinniger sind.

Timeline der Rassenentwicklung

  • Im 17. Jahrhundert waren die Berghunde beim französischen Adel beliebt und kamen mit französischen Siedlern auf den amerikanischen Kontinent.
  • Seit den 1940ern sind große Räuber in den Pyrenäen so gut wie ausgestorben, deshalb werden die zwei Pyrenäenrassen in Europa heute vorrangig als Familienhunde gezüchtet.
  • Der Pyrenäen-Mastiff wurde 1954 als Rasse anerkannt. In den 1970ern verbreitete er sich bis nach Australien und Japan.
  • In Amerika wurde der Rassestandard des Patou in den 1930ern verändert: Zuchtlinien mit amerikanischen Wurzeln haben stark ausgeprägte rassetypische Merkmale (extreme Wamme, hängende Augen, starke Muskelbildung).

Nahe und ferne Verwandte

Rassen mit gemeinsamen Vorfahren

  • Maremmen-Abruzzen-Schäferhund (Italien)
  • Kuvasz (Ungarn)
  • Genetische Untersuchungen haben ergeben, dass sie Vorfahren mit Iberischen Urhunden wie Pharaoh Hound, Podenco Ibicenco und Cirneco dell’Etna teilen, was man ihnen heute nicht mehr ansieht.

Nachfahren der Pyrenäenberghunde

  • Neufundländer (Kanada)
  • Leonberger (Deutschland)
  • Bernhardiner (Schweiz)

Das Wesen des Mastín del Pirineo – Eigensinnig, aber treu

Die Pyrenäen-Berghunde und -Mastiffs übernehmen auf französischer und auf spanischer Seite die gleichen Aufgaben. Sie werden schon als Welpen an Mutterschafe angelegt und wachsen als Teil der Herde auf. Ihr Schutzverhalten schauen sie sich von den älteren Hunden in der Gruppe ab: Wenn die Schäferhunde Alarm schlagen, kommen die sonst eher trägen Berghunde zur Verteidigung gelaufen. Die großen Wächter sind keine Stadthunde und möchten am liebsten auf Hühner, Schafe, Kleintiere oder Schweine – oder auf ihre Familie – aufpassen.

Typische Verhaltensweisen

  • Sie sind nachtaktiv und streifen im Dunkeln gern herum, um nach dem Rechten zu sehen.
  • Beim Mastín del Pirineo ist das Territorialverhalten noch stärker ausgeprägt als beim Chien de Montagne des Pyrénées. Beide Rassen lassen Fremde nicht ohne Erlaubnis in die Nähe des Hauses (oder der Herde).
  • Werden neue Besucher als harmlos erkannt, wandelt sich sein Wesen und er akzeptiert sie voll und ganz als Teil der „“Herde““.
  • Kämpfen gehen sie für gewöhnlich aus dem Weg. Lautes Bellen und eindrucksvolle Drohgebärden reichen bei den imposanten Vierbeinern meist aus, um potenzielle Gefahren in die Flucht zu schlagen.
  • Im Familienkreis sind die gemütlichen Weißen geduldig, tolerant und sanft. Wegen ihrer enormen Größe sollten sie aber nicht unbeaufsichtigt mit Kindern spielen und nicht von ihnen ausgeführt werden.

Haltung und Erziehung: Nichts für schmale Portemonnaies

Die Haltung eines riesigen Mastiffs erfordert Zeit, Platz und viel Futter. Du solltest ihm als Welpe viel Geborgenheit vermitteln und ihn an das enge Zusammenleben mit Menschen gewöhnen. Wenn er als Schutzhund für Tiere eingesetzt wird, sollte er als Welpe so viel Zeit wie möglich mit den zu beschützenden Tieren verbringen. Die Anschaffung eines Berghund-Welpen ist nur unter bestimmten Voraussetzungen zu empfehlen:

Voraussetzungen für Berghund-Halter

  • Der Bergmastiff sollte in ländlicher Umgebung auf einem eingezäunten Grundstück leben.
  • Er ist zu groß zum ständigen Treppensteigen und bleibt lieber im Erdgeschoss, wo er auch nachts gern herumstreift.
  • Wird er nicht zum Viehschutz eingesetzt, muss er für mindestens 2 Stunden täglich aktiv beschäftigt werden.
  • Ein 90-Kilogramm-Schwergewicht braucht sehr viel Futter. Da er anfällig für Allergien ist und manchmal spezielles Futter braucht, kann die Ernährung teuer werden.
  • Die Erziehung von so großen Hunden mit Neigung zu dominantem Territorialverhalten ist nichts für Anfänger. Besuche in der Hundeschule sind für jeden Halter zu empfehlen.

Outdoor-Hund bei jedem Wetter

Im Haus ruht der Mastín del Pirineo sich tagsüber meist nur aus. Am liebsten verbringt er seine Zeit im Freien und beobachtet seine Schützlinge von einem schattigen Plätzchen. Als Familienhund wird er sich bei jedem Wetter über Spaziergänge freuen und auch bei Starkregen keine Abkürzungen der täglichen Runden akzeptieren.

Pflege und Gesundheit – In Europa sind die Pyrenäen-Berghunde robust geblieben

Bergmastiffs und Berghunde aus den Pyrenäen haben sich in Europa anders entwickelt als in Kanada und den Vereinigten Staaten. Hierzulande sind sie robuste, arbeitsfähige Molosser geblieben, die ein Alter von 10 bis 12 Jahren erreichen, vereinzelt werden sie sogar 15 Jahre alt. In amerikanischen Zuchtclubs wird das gleiche Durchschnittsalter angegeben, die Zuchtlinien dort weisen aber deutlich mehr Erbkrankheiten auf.

Gesundheitliche Risiken

  • Knochen- und Gelenkprobleme treten bei großen Rassen durch Überbelastung, ungesunde Erbanlagen oder durch falsche Ernährung während des Wachstums auf. Bei Patous und Pyrenäen-Mastiffs ist häufig auch die Wirbelsäule betroffen.
  • Auch Arthrose tritt bei aktiven großen Rassen häufiger auf.
  • Augenprobleme wie Ektropium oder Entropium treten in europäischen Zuchtlinien glücklicherweise kaum auf.
  • Magendrehungen treten plötzlich auf und müssen sofort operiert werden. Das Risiko kann durch kleine Futterportionen und Ruhezeiten nach dem Essen verringert werden.

Alltäglicher Aufwand im Haus

  • Sabbern: Die Hunde sabbern kräftig und befeuchten nach dem Trinken den gesamten Küchenfußboden.
  • Haaren: Das Fell sollte täglich gebürstet werden, um abgestorbene Haare zu lösen.
  • Ernährung: Die Ernährung sollte mit einem Tierarzt abgesprochen werden, damit Dein Patou- oder Mastín del Pirineo-Welpe während seines schnellen Wachstums die Nährstoffe bekommt, die er braucht.
  • Wachstum: Große Rassen sind erst mit 4 Jahren vollständig ausgewachsen. Vorher sollten sie nicht übermäßig viel Sport treiben, sich gut ernähren und viel Ruhe bekommen.

Pyrenäen-Mastiff Welpen vom Züchter kaufen – oder doch lieber Pyrenäenberghund?

Obwohl es sich eigentlich um Arbeitshunde handelt, werden die Herdenschutzhunde aus den Pyrenäen seit ihrer Anerkennung auch in Showlinien und als Familienhunde gezüchtet. Im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) werden zwei verschiedene Clubs für die Zucht der beiden großen Pyrenäenhunde angegeben:

Reinrassige Pyrenäenberghunde und Pyrenäen-Mastiffs erkennen

Welpen (und auch erwachsene Hündinnen) der beiden Rassen sind für Laien praktisch nicht zu unterscheiden. Viele mitteleuropäische Herdenschutzhunde zeichnen sich durch dichtes, weißes Fell und eine molosserartige Form aus. Ob es sich bei Deinem Welpen um einen reinrassigen Patou oder Bergmastiff handelt, lässt sich auf den ersten Blick kaum feststellen. Wegen des Preisunterschieds zwischen Mischlingen (etwa 800 Euro) und reinrassigen Berghunden (etwa 1500 Euro) lohnt es sich, beim Welpenkauf genauer hinzusehen:

  • Liegt ein Stammbaum für die Welpen vor?
  • Wurden Mutter und Welpen tierärztlich untersucht?
  • Kann der Züchter ein VDH- oder FCI-Zertifikat aufweisen?
  • Ist er Mitglied in einem offiziellen Zuchtclub?
  • Kommen im Wurf Welpen mit dunkler Grundfarbe vor?
  • Gibt es Welpen mit roten oder gestromten Flecken? (Diese Farben kommt im reinrassigen Gencode eigentlich nicht vor)

Fazit: Mastín del Pirineo und Chien de Montagne des Pyrénées sind wahre Landhunde

  • Für die artgerechte Haltung ist ein Leben auf dem Land mit freiem Auslauf zwingend erforderlich. Die Hunde haben ihren eigenen Kopf und geben sich nicht mit kleinen Führungen an der Leine zufrieden.
  • Der Mastín del Pirineo ist im Familienkreis sanft, Fremde schüchtert er mit Drohgebärden ein und verteidigt wenn nötig Haus und Hof.
  • Ursprünglich wuchsen die Schutzhunde mit Schafen auf und fühlten sich als Teil der Herde. Bei der Erziehung ist eine enge Bindung zum Menschen sehr wichtig, damit es keine Probleme mit Besuchern und Postboten gibt.

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