Magyar Vizsla – Jagdhunde mit ungarischen Wurzeln

Magyar Vizsla 01 Ungarische Vorstehhunde gibt es in zwei Varianten: Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist der kurzhaarige Rövidszőrű magyar vizsla international bekannt. In den 1930ern wurde der Drahthaarige Deutsche Vorstehhund eingekreuzt, um einen robusteren Typen des Magyar Vizlar zu züchten, den Drótszőrű magyar vizsla. Was die beiden Rassen voneinander unterscheidet und in welchen Arbeitsgebieten sie eingesetzt werden, erfährst Du hier:
Besonderheiten
  • Kurzhaar oder Drahthaar
  • Universell einsetzbarer Jagdhund
  • Kontaktfreudig
  • Sensibel
  • Aktiv

Rasseportrait: Magyar Vizsla

Herkunft Ungarn
Klassifikation Jagdhund
Zwei Rassen Kurzhaariger Ungarischer Vorstehhund (Rövidszőrű magyar vizsla) und Drahthaariger Ungarischer Vorstehhund (Drótszőrű magyar vizsla)
Größe Ideale Widerristhöhe bei Rüden 58 – 64 cm, bei Hündinnen 54 – 60 cm
Gewicht Rüden 20 – 29 kg, auf die Waage, Hündinnen etwa 18 – 25 kg
Körperbau Körper länger als hoch, hager, muskulös. Drahthaar robuster als Kurzhaar
Augen Oval und möglichst dunkel
Ohren Hängeohren, beim Kurzhaar länger als beim Drahthaar
Fell & Farbe Kurzhaar ohne Unterwolle, Drahthaar mit zweischichtigem Fell und Schnurrbart
Besonderheiten Universell einsetzbarer Jagdhund
Charakter Anhänglich, kontaktfreudig, lernwillig, aktiv
Pflege Fellpflege beim Kurzhaar überflüssig, beim Drahthaar aufwendiger
Gesundheit Neigung zur Hüftdysplasie, Krebserkrankungen und Vizsla Myositis
Zucht In Deutschland nicht sehr verbreitet; Wartelisten für Interessenten

Kurzhaarige und drahthaarige Ungarische Vorstehhunde im Vergleich: Woran sind die Rassen zu erkennen?

Obwohl sich drahthaarige und kurzhaarige Magyar Vizsla Hunde in vielen Punkten gleichen, sind sie auf den ersten Blick voneinander zu unterscheiden. Bei beiden Rassen sollten Rüden idealerweise 58 bis 64 cm am Widerrist messen, Hündinnen sollten 54 bis 60 cm groß sein. Rüden bringen zwischen 20 und 29 Kilogramm auf die Waage, Hündinnen wiegen zwischen 18 und 25 Kilogramm (Kurzhaar). Der drahthaarige Magyar Vizsla ist robuster und schwerer, wirkt aber trotzdem hager – große Rüden wiegen 32 Kilogramm oder mehr.

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Merkmale der Ungarischen Vorstehhunde im Detail

  • Die Rassebeschreibungen von Drahthaar und Kurzhaar gleichen sich im Detail. Einziger Unterschied: Bei der Beschreibung des drahthaarigen Typs wird vermerkt, dass er „“robuster““ als der Kurzhaarige Ungarische Vorstehhund sein soll.
  • Der mäßig breite Schädel weist eine leichte Stirnfurche auf und ist typisch für Bracken. Der Fang misst etwa die Hälfte der Länge des Kopfes und weist einen geraden Nasenrücken auf. Zur Spitze hin verjüngt er sich kaum (stumpf). Die Lefzen liegen straff an und die Backen sind deutlich ausgeprägt.
  • Durch die ovalen und gerade ausgerichteten Augen wirkt der Gesichtsausdruck intelligent und aufmerksam. Die Augenfarbe sollte so dunkel wie möglich sein.
  • Der gut ausgeprägte Nasenschwamm ist nur sehr selten schwarz. Bei den meisten Hunden weist er die gleiche Farbe wie das Fell auf.
  • Die Hängeohren setzen weit hinten und eher mittig an. Sie enden in einer abgerundeten V-Form. Beim Kurzhaarigen Ungarischen Vorstehhund sind sie etwas länger als beim Drahthaarigen Ungarischen Vorstehhund.
  • Am mittellangen Hals wächst keine lose Kehlhaut (Wamme). Der Nacken ist sehr muskulös und leicht gewölbt.
  • Der Körper ist etwas länger als hoch, mit starker Brust und kräftigem, geraden Rücken. Lenden und Kruppe sind eher breit und muskulös.
  • Die Vorderläufe sind gerade und gut unter den Oberkörper gestellt. Arme und Schenkel sind lang und sehnig. Der Gang wird als „“raumgreifender Trab““ beschrieben.
  • Zur Spitze hin verjüngt sich die kräftige Rute leicht. Sie setzt tief an und darf in Deutschland nicht kupiert werden. Im Ausland wird sie häufig um ein Viertel gekürzt.

Das Haarkleid der Ungarischen Vorstehhunde

Rövidszőrű magyar vizsla – Kurzhaariger Ungarischer Vorstehhund

  • Keine Unterwolle.
  • Das Haar ist kurz, glatt anliegend und hart.
  • Nur an der Rute wächst es etwas länger.
  • Semmelgelb in verschiedenen Abstufungen ist die einzige zugelassene Fellfarbe für die Rasse.
  • Die Ohren dürfen etwas dunkler sein, außerdem sind kleine weiße Abzeichen an der Brust und an den Pfoten erlaubt.

Drótszőrű magyar vizsla – Drahthaariger Ungarischer Vorstehhund

  • Dichte Unterwolle (Stockhaar).
  • Drahtiges Deckhaar, 2 bis 3 cm Länge.
  • Längeres Haar an den Augenbrauen und am Fang (Schnurrbart).
  • Auch beim Drahthaar sind ausschließlich verschiedene Abstufungen von Semmelgelb als Fellfarben erwünscht.
  • Am Kopf und an den Ohren ist das Haar meist etwas kürzer und dunkler als am Körper. Außerdem sind kleine weiße Abzeichen an der Brust und an den Pfoten erlaubt.

Unterschiede zu ähnlichen Rassen

  • Weimaraner ähneln den kurzhaarigen Magyar Vizslas, sie sind aber größer und kräftiger. Außerdem werden Weimaraner ausschließlich in silber oder silber-grau gezüchtet.
  • Deutsch Kurzhaar und Deutsch Drahthaar sind ebenfalls kräftiger gebaut und werden in anderen Farbvariationen gezüchtet.
  • Auch vom English Pointer lässt sich der Vizsla leicht durch seine typische Färbung unterscheiden.
  • Rhodesian Ridgebacks weisen eine ähnliche Färbung und einen brackenähnlichen Kopf auf, sie sind jedoch deutlich größer und breiter gebaut als die wendigen Viszlas.

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Die Geschichte der Magyar Viszlas: Auf- und Abstieg einer alten Rasse

Die ältesten ungarischen Aufzeichnungen über kurzhaarige Magyar Vizslas lassen sich auf das 14. Jahrhundert zurückdatieren. Einigen Quellen zufolge wurden Vorfahren der Rasse bereits im 9. Jahrhundert aus dem asiatischen Raum in Ungarn eingeführt. Der gelbe Pointer wurde in der ungarischen Oberschicht lange isoliert und nur innerhalb des ungarischen Adels gehandelt. Ein offizieller Zuchtverein gründete sich erst 1920.

Eine bedrohte Art

Die Rasse stand mehrfach kurz vor ihrer Ausrottung, zuletzt zählte man nach Ende des zweiten Weltkriegs nur noch 12 reinrassige Exemplare in Ungarn. Heute ist der schlanke Pointer in vielen Ländern beliebt; am häufigsten wird er in den USA, in Serbien, in Österreich und in Rumänien gehalten.

Stammvater für neue Jagdhund-Rassen

Viele moderne Jagdhund-Rassen wie der Weimaraner, der Deutsch Kurzhaar oder der Drahthaarige Ungarische Vorstehhund sind aus Kreuzungen von kurzhaarigen Viszlas mit größeren Jagdhunden entstanden. Der Drahthaar Magyar Vizsla wurde beispielsweise erst in den 1930ern aus dem kurzhaarigen Magyar Vizsla Hund und dem Deutsch Drahthaar gezüchtet.

Das Wesen der Magyar Vizsla Rassen: Der Jagdhund, der am liebsten ein Schoßhund wäre

Vergleicht man das Wesen des Kurzhaarigen und des Drahthaarigen Magyar Vizsla, fällt ein Unterschied besonders auf: Die kurzhaarigen Vorstehhunde Ungarns sind für die Arbeit in warmem Klima geschaffen und aufgrund ihres einschichtigen Fells sehr kälteempfindlich. Bei schlechtem Wetter lassen sie sich nur schwer zu längeren Spaziergängen bewegen. Beim Drahthaarigen Ungarischen Vorstehhund ist das ganz anders: Mit seinem wasserabweisenden Stockhaar kann er im Wasser und an Land bei jedem Wetter arbeiten, ohne sich unwohl zu fühlen.

Rassetypische Eigenschaften beim Magyar Vizsla

  • Intelligent und anspruchsvoll.
  • Kann bei jeder Form der Jagd eingesetzt werden (Apportieren von geschossenem Wild, laute Treibjagd, stilles Vorstehen).
  • Kurzhaar: Wasserscheu, liebt die Sonne; Drahthaar: Wetterfest, schwimmt auch bei kühlen Temperaturen gern.
  • Anhänglich und kontaktfreudig: Möchte viel schmusen, auf dem Sofa sitzen und spielen.
  • In der Jugend manchmal stürmisch und übereifrig.
  • Ausgeprägter Jagdtrieb bei beiden Magyar Vizsla-Typen. Sie verfolgen auch großes Wild und sollten nie ohne Leine geführt werden.
  • Sie reagieren sensibel auf negative Erfahrungen und verlieren ihr Vertrauen nachhaltig, wenn sie schlecht behandelt werden.

Arbeits- und Familienhund in einem

Der Magyar Vizsla ist arbeitsfreudig und aktiv, möchte aber auch täglich im Beisein des Rudels entspannen und spielen. Damit er richtig ausgelastet ist, sollte er 2 bis 3 Stunden am Tag beschäftigt werden. Als Singlehalter kannst Du den Bedürfnissen des Hundes daher kaum gerecht werden. Für aktive Familien ist so ein Ungarischer Vorstehhund aber eine echte Bereicherung. Die harmoniebedürftigen Tiere gehen behutsam mit Kindern um und können auch mit anderen Hunden vergesellschaftet werden.

Jagdhunde und Katzen: Geht das zusammen?

Bei der Zucht von Magyar Vizslas wird die Wildschärfe bewusst erhalten, da die Hunde auch heute noch hauptsächlich für die Jagd eingesetzt werden. Auch wenn Dein Hund schon früh mit Katzen und anderen Tieren zusammenlebt, kann der Jagdtrieb jederzeit durchschlagen. Katzen sollten deshalb nur in Ausnahmefällen mit den Hunden in einem Haushalt leben.

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Erziehung und Haltung: Der Magyar Vizsla braucht viel Aufmerksamkeit

Am liebsten möchte ein Ungarischer Vorstehhund den ganzen Tag beschäftigt werden. Spiel- und Streicheleinheiten, Gassirunden und sogar das Sitzen auf dem Schoß fordert er teilweise recht energisch ein. Wird er nicht genügend ausgelastet, entwickelt er sich zu einem nervösen Stressbündel. Für einen Magyar Wizsla-Welpen musst Du Dir also viel Zeit nehmen und ihn vom ersten Tag an gut erziehen. Darf Dein Welpe im Bett schlafen oder in Stresssituationen auf dem Schoß sitzen, wird er dies auch im Erwachsenenalter einfordern.

Sinnvolle Aufgaben für aktive Magyar Vizslas

  • Apportieren (Schusswild, Dummys, Frisbees).
  • Vorstehen (Wild anzeigen bei der Jagd).
  • Treibjagd (Wild verfolgen und festsetzen).
  • Suchspiele (Mantrailing, Fährtensuche).
  • Einsatz als Therapiehund (Diabetikerwarnhund, Blindenführhund).
  • Rettung in Ski- und Katastrophengebieten.
  • Dummyjagd.
  • Wandern und Camping.

Ein sensibler Schüler

Schimpfen, ausschließen oder sogar schlagen ist bei der Erziehung eines Magyar Vizslas völlig fehl am Platz. Die Hunde reagieren sehr sensibel auf negative Reize. Mit kleinen Snacks, Streicheleiheiten und motivierenden Worten erreichst Du Deine Erziehungsziele deutlich schneller. Trotzdem sollte Dein Hund natürlich eine gewisse Frustrationstoleranz aufbauen und lernen, Kommandos auch ohne Aussicht auf ein Leckerchen auszuführen.

Pflege und Ernährung beim Magyar Viszla: Auf das Fell kommt es an

Die zwei Magyar Viszla Rassen unterscheiden sich hauptsächlich durch ihre Fellstruktur und müssen dementsprechend unterschiedlich gepflegt werden. Kurzhaarige Ungarische Vorstehhunde verlieren kaum Haare und müssen weder getrimmt noch gekämmt werden. Dafür sind sie anfällig gegen kalte Temperaturen – bei Frost solltest Du Deinem Hund vor dem Ausgehen eine wärmende Jacke überziehen und möglichst immer in Bewegung bleiben. Drahthaarige Ungarische Vorstehhunde brauchen intensivere Fellpflege. Zweimal jährlich verlieren sie aufgrund des natürlichen Fellwechsels noch mehr Fell als sonst. Dafür sind sie robuster und lassen sich auch von schlechtem Wetter nicht einschränken.

Ein langes Hundeleben

Für seine Größe erreicht der Magyar Viszla ein stattliches Alter von durchschnittlich 12 bis 15 Jahren. Einigen amerikanischen Quellen zufolge liegt das Durcschnittsalter bei etwa 9,5 Jahren, was für Hunde dieser Körpergröße ebenfalls ein überdurchschnittliches Alter ist. Wie alt Dein Hund werden darf, hängt von verschiedenen Faktoren bei der Haltung ab. Die meisten Erbkrankheiten lassen sich durch moderne Gentests vermeiden.

Rassetypische Krankheiten beim Magyar Viszla

  • Bei beiden Rassen treten häufiger Hüftdysplasien auf, was für größere Hunde typisch ist.
  • Die Vizsla Myositis ist eine erblich bedingte Erschlaffung der Kiefermuskeln.
  • Epilepsie tritt häufiger auf als bei anderen Rassen.
  • Sebadenitis: Krankheitsbedingte Zerstörung der Talgdrüsen unter der Haut.
  • Die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken ist beim Magyar Viszla leicht erhöht.

So vermeidest Du Gelenkprobleme und Dysplasien

  • Eine enge Etagenwohnung ist kein artgerechter Lebensraum für einen Magyar Vizsla. Ideal wäre ein Haus mit Garten.
  • Welpen benötigen besonders viele Nährstoffe, um gesunde Knochen entwickeln zu können. Füttere Deinen Hund in den ersten Lebensmonaten mit speziellem Welpenfutter.
  • Als Welpe sollte Dein Hund sich außerdem nicht überanstrengen und seine Knochen schonen.
  • Nutze Hundeleitern oder Hundetreppen, damit Dein Hund ohne Umstände ins Auto oder aufs Sofa springen kann.

Magyar Vizsla Züchter in Deutschland finden

In Deutschland ist die Zucht reinrassiger Magyar Vizslas kaum verbreitet. Für Welpen gibt es häufig Wartelisten. Etwas häufiger werden Hunde in Rumänien, der Slowakei oder Ungarn angeboten – diese werden jedoch meistens kupiert und die Zuchtbedingungen entsprechen nicht immer deutschen Standards. Möchtest Du einen Magyar Vizsla-Welpen kaufen, stelle Dich also auf eine Wartezeit von mehreren Monaten ein. Reinrassige Vizslas in „semmelgelb“ (nicht rot oder braun) können 2000 Euro oder mehr kosten.

Hier findest Du Magyar Vizsla Welpen

Fazit: In Deutschland eine Seltenheit

  • Magyar Vizslas werden in Europa von anderen Vorstehhunden verdrängt und sind deshalb noch immer eher selten.
  • Die semmelgelben Hunde sind anhand ihrer Fellstuktur in zwei Rassen einteilbar: Kurzhaar (für die Arbeit bei heißen Temperaturen) und Drahthaar (für die Arbeit bei kalten Temperaturen).
  • Die kontaktbedürftigen Hunde fordern viel Liebe ein und brauchen viel Erziehung, damit sie nicht zu anhänglich werden.

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