Japan Chin – Die adeligen Hündchen mit dem Schielgesicht

Der japanische Chin wird seit vielen Jahrhunderten traditionell vom japanischen Adel gezüchtet und in der aristokratischen Gesellschaft gern verschenkt. Schief stehende Augen und ein katzenartiges Wesen zeichnen die Rasse aus. Wegen ihres verkürzten Schädels sollte die Zucht nur von absoluten Profis betrieben werden, die den Stammbaum der Tiere nachverfolgen können und Gentests durchführen.
Besonderheiten
  • Leichter Strabismus
  • Brachycephalie
  • Für Anfänger geeignet
  • Stadthund
  • Entertainer

Rasseportrait: Japan Chin

Andere Namen Chiichi Inu
Herkunft Japan
Klassifikation Begleithund
Größe Widerristhöhe bei Rüden etwa 25 cm, bei Hündinnen kleiner
Gewicht Nicht festgelegt, zwischen 1,6 und 6,8 kg
Körperbau Zierlich, feine Knochen
Augen Groß, rund und Dunkel, Strabismus
Ohren Befederte Hängeohren
Fell & Farbe Weiß mit schwarzen oder roten Abzeichen, sehr seidiges und weiches langes Fell
Besonderheiten Katzenartig
Charakter Intelligent, lustig, anpassungsfähig
Pflege Fell täglich bürsten
Gesundheit Neigt zu Augenproblemen
Zucht In Deutschland eher kleine Community

Klein, grazil und elegant: Merkmale des Japan Chin

Chins gehören zu den kleinsten Hunderassen – am Widerrist messen Rüden nur etwa 25 cm, Hündinnen sind noch etwas kleiner. Das Gewicht kann von Fliegengewicht (circa 1,4 kg) bis zu kleinen Brocken mit circa 6,8 kg reichen. Ihr Haarkleid verdeckt die zarte Körperform größtenteils, die Gesichtszüge bleiben aber immer gut sichtbar. Der FCI-Standard gibt die äußeren Merkmale der Rasse genau vor:

  • Der Schädel ist breit und rund, mit verhältnismäßig großer Stirn (Apfelkopf). Nase und Augen liegen auf einer Linie und der Stopp ist stark ausgeprägt und eingekerbt.
  • Die Schnauze ist sehr kurz und breit, mit dunklem Nasenschwamm und großen Nasenlöchern. Ein Vorbiss wird akzeptiert, sollte die Beißkraft aber nicht einschränken.
  • Die Augäpfel sind groß und rund, sie liegen weit auseinander und schielen oft leicht nach außen (Strabismus). Die Iris sollte so dunkel wie möglich gefärbt sein.
  • Die Hängeohren sind lang und gut befedert, oft zeichnen sie sich farblich ab.
  • Der kurze Hals wird elegant und aufrecht getragen und geht in einen quadratischen Körper über (hoch wie lang). Hündinnen sind etwas gestreckter als Rüden. Die Bauchlinie ist gut aufgezogen.
  • Die Vorder- und Hinterläufe sind feinknochig und eher zierlich. Sie erlauben einen leichtfüßigen Gang, der an kleine Zirkuspferde erinnert. An den kleinen Hasenpfoten sollte eine feine Befederung zwischen den Zehen wachsen. Die Rückseiten der Hinterläufe sind mit feinen, langen Haaren befedert.
  • Die gesamte Rute ist mit einer sehr langen und weichen Befederung bedeckt. Sie wird über dem Rücken getragen und bildet dort einen weichen Puschel.

Weich, weicher, Chin – Fell und Farben beim japanischen Schoßhündchen

Der Chin ist bekannt für sein unglaublch seidiges und weiches Fell. Es wächst am ganzen Körper lang, nur Gesicht und Vorderseiten der Läufe bleiben kürzer behaart. Besonders lang befedert sind Oberschenkel, Ohren, Rute und Hals.

  • Alle Chins sind weiß mit schwarzen oder roten Abzeichen.
  • Eine breite Blesse an der Stirn ist erwünscht, außerdem sollte der Fang weiß bleiben, damit die dunkle Nase sich gut abzeichnet.
  • Am ganzen Körper sollten die Abzeichen gleichmäßig verteilt sein. Schwarze Flecken reichen meist wie eine Maske von den Ohren bis zum Bereich um die Augen (der Nasenrücken bleibt weiß).
  • Dreifarbige und weiße Fellfärbungen sind in der Zucht nicht zugelassen.

Hündchen des japanischen Adels – Der Japan Chin erobert die Welt

Die frühe Ursprünge der Chins liegen vermutlich in China, wo auch Shih Tzu und Mops entstanden sind. Ihre Geschichte führt jedoch schon früh nach Japan: Es gilt als erwiesen, dass im Jahr 732 die ersten Chiichi Inus (kleine Hunde) als Geschenk vom koreanischen Kaiserhaus an die damalige japanische Kaiserin reisten. In den folgenden 100 Jahren erfreute die Rasse sich größter Beliebtheit beim japanischen Adel und viele weitere Zuchttiere wurden ins Land gebracht. Fast jede reiche Familie unterhielt eine eigene Zucht – je kleiner und unterhaltsamer die Hündchen waren, desto begehrter waren sie.

Außerhalb Asiens

  • Lange konnte man in Europa nur einen Chin bekommen, wenn man ihn als Geschenk von einem Japaner erhielt.
  • Der erste Chin in England wurde im Jahr 1613 von Seefahrern eingeführt.
  • 1853 betrat eine kleine Gruppe Chins zum ersten Mal amerikanischen Boden.
  • 1880 erhielt die deutsche Kaiserin Augusta den ersten Japan Chin als Weihnachtsgeschenk vom japanischen Kaiserhof.

Das freundliche Wesen des Japan Chins – Mix aus Katze und Hund

Immer wieder berichten Halter, dass ihr Chin sich eigentlich mehr wie eine extrem freundliche Katze als wie ein Hund benimmt. Die Rasse bringt viele katzentypische Verhaltensweisen und Vorlieben mit, die auch erfahrene Hundefans hin und wieder verblüffen:

Katzenähnliche Verhaltensweisen

  • Oft sucht man seine kleine Fellnase vergeblich, nur um sie dann wie eine Katze versteckt im Wäschekorb, im Regal oder zwischen den Sofakissen zu finden. Versteckte Schlafplätze ziehen die Minihunde magisch an.
  • Sie ruhen sich gern an erhöhten Orten aus. Fensterbänke, Sofalehnen und andere katzentypische Ruheplätze sind ihnen sehr willkommen.
  • Im Haus sind sie recht eigenständig, bleiben aber immer in der Nähe von Menschen.
  • Zum Putzen lecken Chins ihre Pfoten nass und streichen damit durch ihr Fell. Körperpflege ist ihnen überaus wichtig.

Von Natur aus ein Klassenclown

Seinen Job als Entertainer erfüllt der Japan Chin mit Freuden. Auch erwachsene Rüden und Hündinnen bleiben albern und ziehen zu gern Aufmerksamkeit mit lustigen Sprüngen, Geräuschen und Posen auf sich. Sie verbreiten unweigerlich gute Laune und schließen so enge Freundschaften zu Menschen und Tieren in ihrem Umfeld.

Hauptsache dabei sein – Geringe Ansprüche, großes Herz

  • Solange ein Chin von allen Seiten geliebt wird, passt er sich jedem Lebensstil an. Wächst er bei aktiven Haltern auf, wird er zum aktiven und verspielten Gefährten; in ruhigeren Haushalten wird auch der Chin zum ruhigen Begleiter.
  • Die Rasse braucht wenig Platz und gibt sich mit drei bis vier kurzen Gassirunden am Tag zufrieden. Für die Stadthaltung sind sie deshalb gut geeignet.
  • An die Stimmung in ihrer Umgebung passen sich die Vierbeiner sehr gut an. Sie haben ein gutes Gespür für die Bedürfnisse ihres Halters und halten sich bei Stress im Haus eher zurück, bei Langeweile motivieren sie ihre Menschen.
  • Ihr Bellen ist eher zaghaft und wird nie grundlos eingesetzt. Auch wenn Deine Wände dünn sind, kannst Du einen Chin in der Stadt problemlos halten.

Viel Charakter für kleine Rundköpfe: Charakterzüge im Überblick

  • Intelligent
  • Lernfähig
  • Nie aggressiv
  • Selbstbewusst
  • Spielfreudig
  • Anpassungsfähig
  • Eigenständig
  • Liebt Sauberkeit
  • Gesellig

Erziehung und Haltung von Chiichi Inus: Anfängerhund mit viel Geduld

Zur Erziehung eines Japan Chins brauchst Du eigentlich nur eines: Einfühlungsvermögen. Kleine Erziehungsfehler verzeihen die Hündchen, außerdem sind sie intelligent genug, um von selbst zu spüren, was von ihnen erwartet wird. Kommunikationsprobleme zwischen Hund und Halter entstehen deshalb selten. Das heißt natürlich nicht, dass Du die Welpenerziehung vernachlässigen solltest. Eine gute Sozialisierung und der Aufbau von Vertrauen sind die wichtigsten Grundpfeiler für ein stressfreies Zusammenleben mit Deiner Fellnase.

Vorsicht: Snacksucht-Gefahr!

Die kleinen Mäulchen neigen zur Verfressenheit. Wenn Dein Chin erst einmal herausgefunden hat, dass er leckeres Futter für Tricks bekommen kann, wird er versuchen, Dich mit allen Mitteln zu manipulieren. Belohne gelernte Dinge nicht jedes Mal mit Snacks, auch wenn es manchmal schwer fällt. Auch das Vortäuschen von Appetitlosigkeit, um möglicherweise an hochwertigere Snacks zu kommen, haben Chins durch und durch drauf. Bleibe konsequent und begrenze die tägliche Menge an Snacks auf ein der Größe und Aktivität des Hundes entsprechendes Maß.

Pflegeleichter geht es kaum

Die Gute-Laune-Hündchen wurden für das Leben in der Wohnung geschaffen und fühlen sich als Bürohunde oder Couchpotatoes sehr wohl. Wegen ihrer verkürzten Nase sollten ihre Sporteinheiten sich nicht zu lang ziehen (etwa 20 Minuten Aktivität am Stück ist empfehlenswert), ein Leben ganz ohne Sport ist allerdings für keinen Hund gesund. Auch mit einem Toy Dog wie dem Chin solltest Du deshalb mindestens drei bis vier Mal täglich etwa 15 bis 30 Minuten spazieren und ihn seinen Hundekram erledigen lassen: Pinkeln, Schnüffeln, Laufen, Nachbarshunde begrüfen und sich auch mal mit ihnen raufen.

Gesundheitliche Tücken beim Japan Chin – Erbkrankheiten vermeiden durch gute Züchterauswahl

Die Lebenserwartung beim Japan Chin liegt bei etwa 12 bis 14 Jahren. Leider wird die Rasse von vielen Erbkrankheiten heimgesucht, von denen sich die meisten glücklicherweise durch genetische Tests vermeiden lassen. Abgesehen von der Krankheitsanfälligkeit besteht bei Toy Rassen auch immer ein erhöhtes Unfallrisiko. Wenn Du versehentlich auf Deinen Hund trittst oder eine schwere Tür auf ihn fällt, kann er sich schlimmstenfalls schwer verletzen. Auch bei Staßengullis und Ablaufgittern ist wegen der kleinen Pfötchen Vorsicht geboten.

Häufige Erbkrankheiten

  • Augenprobleme: Katarakt, Trockenauge, Distichiasis, Trichiasis (Fehlstellungen der Wimpern). Die Erkrankungen können zu chronischen Entzündungen, starken Schmerzen im Auge oder Erblindung führen.
  • Kurzatmigkeit: Wie alle brachycephalen Rassen haben auch Chins manchmal Probleme mit der Atmung und können ihre Körpertemperatur schlechter durch Hecheln regulieren als andere Rassen.
  • Zahnstein kommt besonders häufig vor, wenn die obere und die untere Zahnreihe nicht auf einer Linie liegen. Mit guter Zahnpflege kannst Du Problemen vorbeugen.

Tägliche Fellpflege ist ein Muss

Das weiche und seidige Fell braucht tägliche Pflege, damit sich keine losen Haare verfangen und verknoten. Zweimal jährlich findet ein Fellwechsel statt, bei dem besonders viele Haare ausfallen. Damit sie sich nicht überall in der Wohnung verteilen, sollte das Bürsten zur täglichen Routine werden.

Japan Chin kaufen beim Züchter – Gesundheit geht immer vor

Die Zucht von reinrassigen Chins ist aufwendig, da die extremen äußerlichen Merkmale zu gesundheitlichen Problemen führen können. Hunde, die für die Zucht in Frage kommen, sollten tierärztlich untersucht werden, um Augenprobleme und Kurzatmigkeit auszuschließen. Da es in Europa recht wenige Blutlinien gibt, muss der Stammbaum genau zurückverfolgt werden. Treten bei Deinem Welpen im Erwachsenenalter Augenprobleme auf, solltest Du dies unbedingt an den Züchter melden. Pro Wurf trägt eine Hündin nur maximal drei Welpen – die Wartelisten sind trotzdem nicht allzu lang, da die Rasse hierzulande kaum bekannt ist.

Mix aus Hobbyzuchten

Wegen ihres niedlichen Äußeren und ihrer herzerwärmenden Art werden Chins von Hobbyzüchtern öfter mit anderen Toy Rassen „“aus der Nachbarschaft““ gepaart und privat verkauft. Bei den Überraschungspaketen aus Japan Chin und Chihuahua, Mops oder Malteser kann so ziemlich alles herauskommen, was klein ist: Ein agiler Kurzhaar Chin, ein langhaariger Schnarcher mit gesundheitlichen Handycaps oder ein temperamentvoller Napoleon.

Hier findest Du Züchter und Abgabestellen

Fazit: Ein unkomplizierter Begleiter in jeder Lebenslage

  • Das Leben verändert sich ständig: Kinder und Haustiere kommen ins Haus, man lernt neue Leute kennen, es gibt aktive und inaktive Phasen. Der Japan Chin macht alle Aufs und Abs mit und passt sich hervorragend an seine Umgebung an, solange er im Mittelpunkt sein darf.
  • Abgesehen von täglicher Fellpflege ist die Rasse recht anspruchslos. Die erblich bedingte Kurzatmigkeit kann zu Problemen wie Schnarchen, eingeschränkter Ausdauer und großer Hitzeanfälligkeit führen, auch die Augen sind sehr empfindlich.
  • Die Balancierkünstler werden häufig mit Katzen verglichen und verhalten sich nicht immer, wie man es von einem Minihund erwarten würde.

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