Der Pariahund der Amerikaner: Ist der Carolina Dog als Haushund geeignet?

Carolina Dog 01 Carolina Dogs werden auch American Dingos genannt – die Rasse wurde erst in den 1970ern entdeckt und lebt größtenteils wild in den Pinienwäldern und Sümpfen zwischen Georgia und South Carolina. Die Pariahunde haben einzigartige Überlebensstrategien entwickelt, die für uns Menschen manchmal rätselhaft erscheinen. Wir zeigen, womit Du bei der Anschaffung eines Carolina Dogs achten musst.
Besonderheiten
  • Rez Dog (wilde Population)
  • Grabt Löcher
  • Kann klettern
  • Sehr feinfühlig
  • Jagt selbstständig Schlangen

Rasseportrait: Carolina Dog

Alternative Namen American Dingo, Dixie Dingo, North American Native Dog, Indian’s Dog, Yellow Dog, Yaller Dog
Herkunft Nordamerika (South Carolina)
Klassifikation Pariahund
Größe Widerristhöhe 45 – 50 cm
Gewicht 15 – 20 kg
Körperbau Beweglich, kräftig, lange Läufe
Augen Mandelförmig und schräg, Farbe braun, bernsteinfarben oder blau mit schwarzem Lid
Ohren Sehr bewegliche Stehohren, selten mit Knick
Fell & Farbe Dingoartiges oder huskyartiges Fell, starke saisonale Fellwechsel, Farbe rot ginger bis hellgelb mit weißen Wolken, sehr selten schwarz mit weißen Abzeichen oder Loh
Besonderheiten Gräbt Löcher, kann klettern, außergewöhnliches Rudelverhalten
Charakter Anhänglich, manchmal scheu, selten aggressiv, aktiv und aufmerksam
Pflege Haart sehr stark
Gesundheit Sehr robust, selten Arzneimittelunverträglichkeiten
Zucht Nur privat (keine Clubs, kein europäischer Standard)

Äußere Merkmale des Yellow Dogs – halb Dingo, halb Husky

Für den gelben Pariahund gibt es in Europa keinen Rassestandard, da die Rasse vom FCI bisher nicht anerkannt wurde. Der UKC beschreibt ihn als mittelgroß bei einer Widerristhöhe von 45 bis 50 cm. Das Gewicht variiert zwischen 15 und 20 Kilogramm. Kurzhaarige Carolina Dogs sehen Pariahunden aus anderen Kontinenten sehr ähnlich, obwohl sie nicht direkt verwandt sind. Langhaarige Typen erinnern an arktische Hunde mit bräunlichem Fell wie den Malamute.

Carolina Dog 01

  • Von oben betrachtet erinnert der Schädel an ein stumpfes Dreieck, wobei sich der Fang durch die gut ausgeprägten Backenmuskeln deutlich vom Schädel absetzt. Der Stopp ist nicht zu stark ausgeprägt, aber gut sichtbar. Bei jüngeren Tieren bilden sich kleine Falten im Gesicht, die ihnen ein grimmiges Äußeres verleihen. Die Stirn wird durch eine ausgeprägte Falte geteilt, die vom Hinterhauptbein bis zum Stopp verläuft.
  • Am trockenen Fang sind die Lefzen schwarz gefärbt. Er ist in etwa so lang wie der wuchtige Schädel. Die Zunge kann rosa, blau getüpfelt oder schwarz gefärbt sein. Die Nasenlöcher sind weit geöffnet, der Nasenschwamm sollte schwarz gefärbt sein. Leberfarben und Winternasen mit Aufhellung werden ebenfalls akzeptiert.
  • Die mandelförmigen Augen wirken freundlich und sehr wachsam. Sie können dunkel, bernsteinfarben oder blau gefärbt sein und stehen leicht schräg. Rundherum zeichnen sich die schwarz gefärbten Lider gut ab und der äußere Winkel wird durch einen schwarzen Strich betont.
  • Die beweglichen Stehohren setzen weit oben am Schädel an und sind an den Spitzen leicht abgerundet. Sie können in alle Richtungen geneigt werden. Klappohren werden in der Zucht akzeptiert, wenn sonst keine Fehler auftreten.
  • Der Nacken wird als schwanenartig bezeichnet, trotzdem ist er sehr muskulös und breit. Er geht in eine breite und tiefe Brust und einen kurzen Rücken über.
  • Vorder- und Hinterläufe sind relativ lang, muskulös und mit starken Knochen ausgestattet. Die Hinterhand wird im Rassestandard mit der des Windhundes verglichen. Im Vergleich zur Körperhöhe sind die Pfoten recht klein und stehen vorn leicht auseinander.
  • An der Unterseite ist die Rute bei kurzen und langen Felltypen buschig behaart. Die Fransen sind deutlich heller als die dunkle Oberseite. Bei Aufregung wird die Rute wie ein Angelhaken im Winkel von 45 Grad gehalten, locker herabhängend bildet sie die Form eines alten Pumpengriffs.

Saisonales Fell für mehr Wetterfestigkeit

Das dichte Winterfell unterscheidet sich deutlich vom dünneren Sommerpelz, deshalb haaren die Vierbeiner beim Fellwechsel teilweise extrem stark. Am Kopf, an den Ohren und an den Vorderläufen sind die Haare kurz, die Länge des Fells am Körper variiert von wenigen Zentimetern (Dingo-Look) bis hin zu langem, leicht abstehendem Fell (Husky-Look). Um den Nacken und am Rücken wächst längeres Deckhaar, das sich bei Aufregung aufrichtet wie bei Katzen.

Farben

  • Die am weitesten verbreitete Farbvariation ist red ginger (bräunlich-rot bis fuchsrot) mit hellen Wolken an der Körperunterseite und am Kiefer.
  • Alle gelblichen Töne von Strohblond über Weizengold bis zu hellem Gelb mit weißen Wolken werden akzeptiert.
  • Rötliche und gelbliche Fellfarben können am Rücken auch dunkel schattiert sein.
  • Black-and-Tan (schwarz mit loh), Piebald (gescheckt) und einfarbiges Schwarz sind seltene Farben, die in der Zucht aber zulässig sind.
  • Einfarbig weiße Fellfarben sind in der Zucht nicht erwünscht.

Ähnlich, aber nicht verwandt

  • Borneohund
  • Dingo
  • Neuguinea Singing Dog
  • Korea Jindo Dog
  • Der American Dingo hebt sich durch seine mandelförmigen Augen ab, die auch blau sein können wie bei Huskys. Asiatische Pariahunde haben eher dreieckige Augen.

Die Geschichte des Carolina Dogs

Der Indian’s Dog ist nicht durch menschliche Selektion entstanden wie heutige europäische Rassen. Es wird angenommen, dass er von den arktischen Urhunden Sibiriens abstammt, die vor etwa 15000 Jahren über die Beringstraße auf den amerikanischen Kontinent übersiedelten. Die Rasse gehört zu den sogenannten Pariahunden, die nicht vollständig domestiziert wurden, sondern wild oder halbwild in den Wäldern leben. Die Eigenschaften des Carolina Dogs sind also durch natürliche Selektion entstanden und unterscheiden sich deshalb von denen der Arbeits- und Begleithunde, die wir sonst kennen.

Entdeckung

Erste Aufzeichnungen zu den verwilderten Hunden aus den Pinienwäldern von South Carolina tauchten in den 1920ern auf. Bis in die 1970er blieben sie ein Gerücht und wurden nur vereinzelt von indigenen nordamerikanischen Völkern in der Nähe ihrer Dörfer toleriert. Erst in den 1970ern entdeckte der Ökologe I. Lehr Brisbin Jr. einige Exemplare am Ufer des Savannah Rivers und begann mit der systematischen Zucht der Rasse.

Das außergewöhnliche Wesen – Natur pur

Der Yellow Dog hat viele besondere Fähigkeiten, die ihm das Leben in der Wildnis erleichtern. Seit Jahrtausenden leben die Hunde in spärlich besiedelten Gebieten, wo sie sich selbst versorgen und nur gelegentlich Menschengruppen bei der Jagd unterstützen, um ihren Teil abzubekommen. In Gefangenschaft geborene Welpen entwickeln trotzdem eine sehr enge Bindung zum Menschen. Die feinfühligen Vierbeiner können menschliche Mimik und Gestik leicht entschlüsseln und reagieren sensibel auf Stimmungsschwankungen oder Anzeichen von Krankheit.

  • Das Verhalten der Tiere wird von der Jahreszeit bestimmt. Im Winter sind sie im „“Energiesparmodus““, im Sommer sind sie aktiver.
  • Hündinnen werden dreimal jährlich läufig (nicht zweimal wie moderne Rassen). So können sie innerhalb kurzer Zeit viele Nachkommen zeugen.
  • Im Herbst graben Carolina Dogs mysteriöse Löcher in einer bestimmten Anordnung. Die Löcher sind so groß, dass die Schnauze genau hineinpasst. Warum sie dieses Verhalten zeigen, ist bisher völlig unbekannt.
  • Paare bleiben zusammen und versorgen die Welpen gemeinsam.
  • Die Hunde jagen eigenständig im Rudel. Auch vor Schlangen schrecken sie nicht zurück.
  • Sie sind sehr beweglich, manche können sogar auf Bäume klettern.
  • Die Outdoor-Fans fühlen sich nur in ihrem Territorium richtig wohl. In fremder Umgebung sind sie sehr schüchtern und vorsichtig.

Der Carolina Dog in der Familie

Ihre Liebe zum Menschen haben die Pariahunde nie verloren. Das gilt allerdings nur für den Familienkreis: Wenn Fremde sich nähern, ziehen sie die Rute unter den Körper und reagieren scheu bis ablehnend. Wenn sie Vertrauen gefasst haben, zeigen sie ihre Zuneigung offen und schmusen am liebsten auf dem Sofa wie Katzen. Sie kennen die Grenzen und Bedürfnisse jedes Familienmitglieds und zeigen sich sanft gegenüber Kindern und körperlich eingeschränkten Menschen.

Erziehung und Haltung von Carolina Dogs – Symbiose statt Abhängigkeit

Auch erfahrene Halter werden sich bei der Erziehung eines American Dingos so manches Mal wundern: Sie verhalten sich in alltäglichen Situationen oft anders als Welpen europäischer Rassen und typischer Stadthunde. Die kleinen Eigenheiten Deines Vierbeiners solltest Du Deinem Hund einfach lassen – trotzdem musst Du auch eigene Grenzen festlegen, die Dein Hund zu respektieren hat. Mit einer strengen Haltung kommst Du bei den sensiblen Gemütern nicht weit.

Der Drang nach Freiheit

Naturgemäß möchten Carolina Dogs so viel Zeit wie möglich im Freien verbringen. Die Hunde sind deshalb nichts für Stadtbewohner mit wenig Zeit. Um Deinen Hund fit zu halten, solltest Du täglich mindestens eine Stunde lang mit ihm im Freien toben. Für die artgerechte Haltung ist ein großer Garten notwendig, damit Dein Begleiter tagsüber das Geschehen in der Nachbarschaft beobachten kann.

  • Wandern, Radfahren und Reiten ist möglich, reines Geradeauslaufen ist den Wildhunden aber zu langweilig. Sie möchten zwischendurch herumstöbern und das Gelände erkunden.
  • Es besteht hohe Fluchtgefahr, auch wegen des Jagdtriebs der Rasse. Sie sollten deshalb nur auf eingezäuntem Gelände von der Leine gelassen werden. Pass auch gut auf, wenn Du die Haustür öffnest.
  • Mit Such- und Apportierspielen im Freien sorgst Du für körperliche und geistige Auslastung.

Pflege und Gesundheit: Haare ohne Ende

Über rassetypische Krankheiten beim Carolina Dog ist kaum etwas bekannt. Vereinzelt können Arzneimittelunverträglichkeiten (zum Beispiel bei Läusemittel) auftreten, die sich in der Regel auf leichte allergische Reaktionen beschränken. Insgesamt wird die Gesundheit der Rasse durch die jahrhundertelange natürliche Selektion sehr gut eingeschätzt. Wichtig ist ein vollständiger Impfschutz, da es kaum natürliche Immunabwehr gegen moderne Hundekrankheiten gibt. Die Lebenserwartung liegt bei etwa 15 Jahren.

Pflegemaßnahmen für haarige Mitbewohner

  • Bürste das Fell Deines Vierbeiners täglich aus, um lose Haare zu entfernen. Je gründlicher Du bürstest, desto weniger Haare landen auf dem Sofa.
  • Baden liegt den Pariahunden gar nicht, lässt sich manchmal aber nicht vermeiden, da sie Matsch und Dreck keineswegs meiden.
  • Knochenbrüche sind bei den robusten und beweglichen Hunden selten, sie leiden dafür umso mehr, wenn sie in ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Achte deshalb immer auf eine schonende Haltung (ebenerdige Wohnung, kein Treppensteigen, keine hohen Sprünge), damit die Gelenke nicht überlastet werden.

Carolina Dog Welpen vom Züchter kaufen: In Deutschland eine Rarität

Da es für die Rasse hierzulande keinen offiziellen Rassestandard und keine FCI-Anerkennung gibt, widmen sich nur sehr wenige Liebhaber der Zucht. Tatsächlich konnten wir nur einen Zwinger mit offizieller Website finden, der im Rheinland-Pfälzischen Kempfeld ansässig ist. Zur inzuchtfreien Etablierung der Rasse müssen Zuchthunde aus den USA importiert werden, daher kosten Welpen in Deutschland bis zu 4000 Euro (und mehr).

Züchter im Ausland finden

  • The Carolina Dog Society of America ist der weltweit führende Zuchtclub mit nicht allzu vielen aktiven Mitgliedern. Dort findest Du Kontakte zu Züchtern aus verschiedenen Staaten wie South Carolina oder Texas.
  • In sozialen Medien kannst Du Halter von Carolina Dogs finden, die möglicherweise Mix Welpen abgeben oder Dich vermitteln können. Hashtags wie #carolinadog oder #americandingo führen Dich zu anderen Haltern und Fans der Rasse.
  • Im Internet kannst Du nach passenden Deckrüden für Deine Hündin suchen oder Deinen (gesunden) Rüden als Deckrüden für andere Yelladog-Halter anbieten.
  • Reinrassige Carolina Dogs sind selten und ihre Reinrassigkeit ist recht leicht zu erkennen. Glücklicherweise wird die Rasse in Europa so gut wie nie illegal gehandelt. Bei Hobbyzuchten sollte jedoch immer auf den Stammbaum der Tiere geachtet werden.

Fazit: Der American Dingo ist ein ungewöhnlicher Hund für ungewöhnliche Halter

  • Die Hunde sind nur etwas für sensible Halter, denen die Kommunikation mit Tieren leicht fällt. Ihre Signale und Bedürfnisse sind nicht immer sofort zu verstehen.
  • Sie sind keine Stadthunde und fühlen sich unter freiem Himmel am wohlsten. Ein ebenerdiger Garten mit sicherer Umzäunung ist tagsüber der beste Aufenthaltsort. Natürlich darf die Familie nie zu fern sein (keine Zwingerhaltung).
  • Die fröhliche und liebenswürdige Natur der Hunde erlebt nur die Familie. Annäherungsversuche von Fremden lehnen die skeptischen Hunde konsequent ab.

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Response (1)

  1. Andrea Rostalski
    2. April 2023 at 21:30 · Antworten

    hallo, wir besitzen seid letztem Jahr eine ca 4 Jahre alte Carolina. wir haben sie aus einem Moskauer Tierheim adoptiert. Unwissentlich das es eine solche Rasse ist. Wir dachten eher an einen Labrador mix. Das Verhalten verwunderte uns dann doch und wir fragten googl😏. Ja, liebe Maus, aber anders als ein Hund. Im Haus ruhig und Verschmusst. draussen das komplette Gegenteil. Dr jackl und Mister Hyde. Aber alles in allem lieb.Zum Blick Leben wir auf dem Land mit grossen Grundstûck. Sie war auch schon 2 mal mit uns im Urlaub im Hotel. ohne Probleme. Leider wird sie nie ohne Leine laufen können. Der Jagd trieb ist extrem.

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