Bully Kutta – Der schärfste Wachhund der Welt?

In Pakistan und Indien ist der Bully Kutta ein gefürchteter Wachhund. Dieser respekteinflößende Riese taucht hierzulande kaum auf Kampfhundlisten auf, da es sich nicht um reinrassige Hunde mit einheitlichem Standard handelt. Exotische Rassen aus dem fernen Ausland sieht man in Deutschland immer häufiger – da der Bully Kutta bis heute ausschließlich als scharfer Kampfhund gezüchtet wird, ist die Haltung in Deutschland stark umstritten.
Besonderheiten
  • Territorial
  • Dominant
  • Kampflustig
  • Nicht sehr menschenbezogen
  • Kein Stadthund

Rasseportrait: Bully Kutta

Andere Namen Indian Mastiff, Pakistani Mastiff, Alangu Mastiff (fälschlicherweise), Sindhi Mastiff
Herkunft Indien
Klassifikation Kampfhund
Größe Rüden Widerristhöhe 76 – 86 cm, Hündinnen 75 – 80 cm
Gewicht Rüden 70 – 90 kg, Hündinnen 60 – 70 kg
Körperbau Muskelbepackt, etwas länger als hoch
Augen Dunkel oder bernsteinfarben, ernster Ausdruck
Ohren Sehr klein, sehr weit hinten am Kopf
Fell & Farbe Kurzes Fell, alle Farben kommen vor, Standard weiß mit schwarzen/falbfarbenen Tupfen
Besonderheiten Bis heute ein Kampfhund
Charakter Extrem ausgeprägter Schutzinstinkt, starker Jagdtrieb, starkes Territorialverhalten
Pflege Futter immer abstimmen
Gesundheit Kaum Erbkrankheiten, Größe ist ein Gesundheitsrisiko
Zucht In Deutschland nur private Hobbyzucht

Äußere Merkmale des Bully Kutta – Ein Biest wie aus alten Geschichten

Barrabas kam auf dem Seeweg, schreibt Isabelle Allende in ihrem Buch Das Geisterhaus über ein riesiges hundehaftes Biest, das ein Verwandter aus dem fernen Ausland mitbringt. Sie könnte einen der indischen Riesen mit der faltigen Haut gemeint haben: Bully Kutta Rüden erreichen eine Widerristhöhe bis zu unglaublichen 86 cm, Hündinnen werden bis zu 80 cm groß. Einige amerikanische Quellen geben sogar Maximalhöhen von 44 Inch (etwa 111,8 cm) an. Dabei wiegen sie mehr als ein durchschnittlicher Erwachsener: Rüden bringen bis zu 90 kg auf die Waage, Hündinnen sind deutlich schlanker, schaffen aber ebenfalls bis zu 70 kg. Ihr angsteinflößendes Erscheinungsbild ähnelt dem von Doggen und Mastiffs, die Bezeichnung Bully Kutta leitet sich allerdings vom pujabi-indischen bholi kutta ab, was so viel wie „“sehr faltiger Hund““ bedeutet.

Die Varietäten

Bully Kuttas sind keine völlig reinrassigen Hunde. Es wird angenommen, dass einige Varietäten auch Gene von Tibet-Mastiffs und Mastiffs aus Zentralasien tragen. In Indien unterscheidet man zwischen fünf verschiedenen Varietäten, zu denen nur sehr wenige Texte auf Englisch im Internet zu finden sind:

  • Ancient Bully Kutta
  • Nagi
  • Mastiff-Type
  • Aseel
  • Modern Bully Kutta
  • Alangu Mastiff – Der Begriff wird weltweit als Synonym für Bully Kutta verwendet, tatsächlich handelt es sich aber um eine eigenständige Rasse, die sich parallel entwickelte.

Merkmale

  • Der riesige Kopf wirkt auch im Verhältnis zum großen Körper noch recht massig. Die Lefzen und die Kinnhaut hängen schlaff herab, was ihnen den Titel als „“Faltenhunde““ eingebracht hat.
  • Zur Spitze hin verjüngt der mächtige Fang sich kaum. Meist ist der Nasenschwamm schwarz, er kommt aber auch in rosa vor oder sie ist zweifarbig pigmentiert. Die Lefzen sind nicht durchgehend pigmentiert, dunkle und helle Partien sind unregelmäßig verteilt. Schwarze Masken wie bei Mastiffs sind nicht üblich.
  • Die dreieckigen Augen sind bei vielen Vertretern der Rasse von kleinen oder größeren Falten umrahmt, die von oben nach unten am äußeren Augenwinkel vorbeilaufen. Der Ausdruck ist ernst und aufmerksam.
  • Sehr kurze Ohren sind typisch für die Kampfhunde. Sie werden oft kupiert, in manchen Linien sind sie von Natur aus kaum ausgeprägt und setzen sehr weit hinten am Kopf an. Wahrscheinlich bietet das einen Vorteil bei Hundekämpfen. Fallen die Ohren länger aus, dann sind es dünne Klappohren.
  • Der kurze und muskulöse Hals geht in einen mit Muskeln bepackten, rechteckigen Körper über. Am Körper hält sich die Faltenbildung in Grenzen, bei Rüden findet sich aber eine Wamme, die bis zur Brust reichen kann.
  • Schultern und Oberschenkel sind extrem gut bemuskelt und die Pfoten sind bärenhaft riesig. Halter beschreiben, dass sie laufen wie Tiger.
  • Die Rute ist dick und leicht gebogen, zur Spitze hin verjüngt sie sich leicht. Es kommen auch Bully Kuttas mit angeborener Stummelrute oder fehlener Rute vor.

Fell und Farben

Durch das kurze Fell zeichnen sich die Muskeln und Adern unter der Haut deutlich ab. Alle Farben kommen vor, wobei je nach Region in Indien bestimmte Färbungen dominieren. Die international am weitesten verbreitete Färbung ist weiß mit mehr oder weniger ausgeprägten schwarzen, falbfarbenen oder gelben Tupfen, die sich über den ganzen Körper verteilen können.

Vergangenheit und Gegenwart des Bully Kutta: Seit tausenden Jahren ein Kämpfer

Der Indian Mastiff ist ein direkter Nachfahre des ausgestorbenen Alaunt, der schon vor Jahrtausenden vom Nomadenvolk der Alani im heutigen Iran gehalten wurde. Auch die Römer waren beeindruckt von den kriegerischen Alani und ihren Hunden, wegen ihrer Blutrünstigkeit wurden sie zum Beispiel zur Verteidigung des Hadrianswalls als Soldaten angeheuert. Es gibt eine Theorie, die besagt, dass alle europäischen Molosser aus Kreuzungen dieser faltigen Kampfhunde aus Asien mit europäischen Jagdhunden entstanden sein könnten.

Der Sindhi Mastiff in Indien

Schon im Mittelalter waren indische Herrscher und Adelige interessiert an den unbestechlichen Wachhunden, die Eindringlinge nicht verbellen, sondern sofort schwer verletzen. Auch als Jagdhunde waren sie in der Oberschicht beliebt. Ihren Ruf als Killer verdienten sie sich im Hundekampf: Bis heute werden in Pakistan und Indien illegale Kämpfe veranstaltet, bei denen die Tiere bis zum Tod kämpfen müssen. Erst 2018 ging die indische Regierung zuletzt gegen einen Hundekampfring in Punjabi vor. In Indien hat der Bully Kutta einen ähnlichen Ruf wie hierzulande Bull Terrier, Staffordshire Bullterrier und Englische Bulldogge – die Hunde sind bei jungen Angebern und im kriminellen Milieu beliebt, weil sie abschreckend wirken und gefährlicher sind als Waffen.

Das Wesen des Bully Kutta – Eine Herausforderung für jeden Halter

Es gibt praktisch keine Zuchtlinien des Bully Kutta, die auf eine moderne Haltung nach europäischer Art abzielen – als verspielten Familienfreund würde ihn wohl niemand bezeichnen. Das bedeutet nicht, dass Vertreter der Rasse völlig ungeeignet für das Leben in der Familie sind: Viele amerikanische, pakistanische und indische Halter beweisen das Gegenteil und beschreiben, dass ihre Hunde im Familienkreis sehr liebevoll mit ihren Menschen umgehen. Ihre aggressive Natur gegenüber Fremden und anderen Tieren kann man ihnen aber nicht abgewöhnen. Wenn es keine Verwendung für einen Wachhund im Haus gibt, solltest Du eine andere Rasse wählen. Da die Bewachung von Grundstücken mit scharfen Hunden in Deutschland generell unerwüscht ist, kann der Indian Mastiff hierzulande eigentlich nur auf weit abgelegenen Grundstücken mit sicherer Umzäunung leben, andernfalls sind Probleme mit Nachbarn vorprogrammiert.

Verhaltensweisen

  • Er toleriert keine anderen Tiere in seinem Territorium. Wenn er an der Leine einem anderen Hund begegnet, lässt er diesen nur in Frieden, wenn er sich völlig devot verhält. Begegnungen mit dominanten Artgenossen möchte er instinktiv durch Kämpfen lösen. Auch Kleintiere, Weidenvieh und Wildtiere sind nie sicher vor dem angriffslustigen Riesen.
  • Spielerische Raufereien werden schnell bitterernst und lebensgefährlich, wenn ein heranwachsender Kampfhund seine Kraft ausprobiert.
  • Familienmitglieder (besonders Kinder) werden mit militärischem Eifer beschützt. Wenn der riesige Wachhund Menschen nicht zu 100 % vertraut, dürfen sie sich Familienmitgliedern nicht nähern.
  • Der Bully Kutta gilt als One-Man-Dog und gehorcht seiner Vertrauensperson treu und loyal. Außerhalb der Familie sucht er keine Freundschaften, Freunde und Nachbarn werden höchstens toleriert.
  • Das Bellen der Faltenköpfe ist extrem laut und sehr weit zu hören.
  • Der dominante Vierbeiner wird nicht gern bevormundet und hat seinen eigenen Kopf. Wenn er sich eingeschränkt oder vernachlässigt fühlt, entwickelt er destruktive Verhaltensweisen – das könnte nicht nur für Deine Möbel gefährlich werden.

Die Erziehung – Nur für ausgebildete Hundeprofis

Wenn ein 90-Kilo-Kämpfer entscheidet anzugreifen, dann gibt es kaum etwas, was ihn aufhalten kann. Auch durchtrainierte Halter werden einfach mitgerissen, wenn der Vierbeiner voller Adrenalin lossprintet. Sein Kampfverhalten ist nicht mit mehr oder weniger ernsten Raufereien von Hunden im Park zu vergleichen: Im Kampf will er Beutetiere, Angreifer und Konkurrenten nicht nur verletzen, sondern töten. Wenn Du Dir so einen Hauswächter anschaffen möchtest oder sogar darüber nachdenkst, einen geretteten Kampfhund aus Indien aufzunehmen, nimm die Sache unbedingt ernst und halte Dich an einige Regeln und Empfehlungen:

Sicherheit geht vor

  • Der Maulkorb sollte für Deinen Vierbeiner etwas ganz Normales sein und immer zum Einsatz kommen, wenn fremde Menschen oder Tiere in der Nähe sind.
  • Im Haus solltest Du eine robuste Hundebox aus Stahl einrichten und Deinen Hund so früh wie möglich daran gewöhnen, dort kleine Auszeiten zu nehmen. Wenn Postboten und Besucher klingeln, geht ein wohlerzogener Kampfhund still in seine Box, statt aggressiv zur Tür zu laufen.
  • Eine einfache Umzäunung aus Maschendraht oder ein Jägerzaun reichen nicht aus, um das Schwergewicht zurückzuhalten. Betrachte nur gemauerte Umzäunungen über 2 Meter Höhe als sicher, wenn Du Unfälle ausschließen willst.
  • Mit einem Bully Kutta geht man nicht einfach Gassi im Park. Er sollte sich frei auf einem großen Grundstück bewegen können und viel Sport auf freier Fläche treiben.

Kein Hobbyhund

  • Besuche mit Deinem Kampfhund regelmäßig und von Anfang an Hundeschulen oder engagiere einen professionellen Trainer, der sich mit gefährlichen Rassen auskennt.
  • Als Halter kannst Du eine Sachkundeprüfung ablegen, um selbst sicherer im Umgang mit Hunden zu werden.
  • Mit circa 18 Monaten sollte Dein Vierbeiner eine Wesensprüfung ablegen.

Pflege und Gesundheit: Robust, aber nicht anspruchslos

Die durchschnittliche Lebenserwartung des Bully Kutta liegt zwischen 8 und 12 Jahren. Tiere aus schlechten Zuchtlinien werden manchmal nur 6 Jahre alt, andere erreichen ein für Hunde dieser Größe nahezu biblisches Alter von 14 Jahren oder älter. Die Gesundheit von großen Rassen hängt zu einem großen Teil auch von der Haltung ab. Viele Gesundheitsprobleme können durch eine schonende Haltung vermieden werden:

Häufige Krankheiten großer Hunderassen

  • Hüftdysplasie, Patellaluxation und Wirbelsäulenprobleme treten bei besonders großen Rassen häufiger auf. Mit einer schonenden und ebenerdigen Haltung (keine Treppen!) in Kombination mit gutem Futter kannst Du Knochenerkrankungen vorbeugen.
  • Bei einer Magendrehung muss sofort operiert werden. Reiche das Futter in kleinen Portionen und treibe nach dem Essen keinen Sport mit Deinem Vierbeiner.
  • Erblich bedingt kommen bei der Rasse häufiger Schilddrüsenentzündungen vor (Thyreoiditis).
  • Augenerkrankungen treten bei faltigen Hunden auf, durch eine gute Auswahl von Zuchttieren können die meisten Augenkrankheiten aber vermieden werden.

Ernährung für Kraftpakete

Das Futter für Deinen Bully Kutta sollte jederzeit an die Wachstumsphase, die Körpergröße und den Bewegungsumfang angepasst werden. Ein hoher Proteinanteil wird empfohlen. Sprich die Ernährung mit einem Tierarzt ab und passe die Futtermengen und die Zusammensetzung regelmäßig an die wechselnden Bedürfnisse Deines heranwachsenden Hundes an. Große Rassen sind erst mit etwa 4 Jahren richtig ausgewachsen und benötigen während des Wachstums spezielles Welpenfutter für eine gesunde Knochenentwicklung.

Bully Kutta Welpen kaufen – Immer ein Risiko

Bis vor wenigen Jahren war die Rasse außerhalb von Indien und Pakistan kaum bekannt. In den USA nimmt die Beliebtheit in den letzten Jahren rapide zu, wodurch der Bully Kutta auch in Europa mehr Beachtung findet. Da er nicht offiziell anerkannt wird, gibt es keinen offiziellen Standard und keine Zuchtclubs. In Deutschland werden sehr selten Indian Mastiff-Mischlinge oder noch seltener auch reinrassige Bully Kuttas im Internet angeboten. Egal, woher das Angebot kommt: Prüfe die Zuchtbedingungen genau und informiere Dich vor dem Kauf, ob die Haltung von Kampfhunden in Deiner Gemeinde erlaubt ist. Eine private Züchterin findest Du auf dieser Seite, die Züchterin ist allerdings nicht geprüft.

Ist eine Haltung in Deutschland überhaupt artgerecht?

Der Bully Kutta ist ein knallharter Wachhund mit starkem Schutztrieb. Wenn er seiner Natur nicht nachkommen kann, wird er unglücklich und verhält sich destruktiv. In Deutschland darf er sein Temperament gar nicht ausleben: Wird ein Einbrecher gebissen, ist der Halter verantwortlich und muss eventuell sogar Schadenersatz an ihn zahlen. Klingt komisch, ist aber so! Ein bissiger Wachhund wie der Indian Mastiff ist hierzulande also kaum so zu halten, dass er nicht eingeschränkt wird und niemand gefährdet ist.

Auf diese Dinge solltest Du beim Kauf von Welpen achten

  • Alle erwachsenen Hunde beim Züchter müssen Wesensprüfungen abgelegt haben. Wirken die Hunde beim Vorbesuch aggressiv, sieh vom Welpenkauf ab.
  • Ein Besuch zum Kennenlernen ist vor dem Kauf von Kampfhunden für beide Seiten dringend zu empfehlen. Verantwortungsvolle Züchter prüfen genau, wer ihre Tiere kaufen möchte (und warum) und Halter sollten die Welpen in ihrer natürlichem Umgebung kennenlernen.
  • Frage den Züchter, woher seine Zuchttiere stammen. Hunde, die in Indien geboren wurden oder von indischen Exporthunden abstammen, sind schärfer als solche, die seit Generationen als Haushunde gehalten werden.

Fazit: Der Bully Kutta ist schwer zu integrieren

  • Eigentlich sind die riesigen Kampfhunde in Deutschland falsch aufgehoben. Sie dürfen Grundstücke nicht mit Gewalt beschützen und sind für tägliche Gassirunden in der Nachbarschaft völlig ungeeignet. Die Anschaffung eines Indian Mastiff ist auch für erfahrene Halter eine Herausforderung.
  • Egal, ob Du Welpen in Indien, in den USA oder in Deutschland kaufen möchtest: Prüfe die Zuchtverhältnisse genau und stelle sicher, dass Dein Vierbeiner von sanftmütigen, menschenbezogenen Vertretern der Rasse abstammt.
  • Auch bei gut erzogenen Welpen solltest Du ein paar Sicherheitsvorkehrungen treffen: Du brauchst einen großen Garten mit sehr starker Umzäunung und ein Wesenstest ist für Deinen Vierbeiner zwingend notwendig.

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