American Hairless Terrier: der besondere Nackthund ohne Gesundheitsprobleme

Der American Hairless Terrier unterscheidet sich gänzlich von allen anderen Nackthundrassen: Beim American Hairless führt nicht das FOXI3-Gen, sondern das rezessive SKG3-Gen zur vollständigen Haarlosigkeit mit weicher Pfirsichhaut. Typische Krankheiten haarloser Rassen kommen beim nackten Amerikaner deshalb nicht vor. Für Fans von Nackthunden und Allergiker sind die sympathischen Vierbeiner deshalb genau die richtigen Begleiter!
Besonderheiten
  • Nackte Variante des Rat Terriers
  • Keine Gesundheitsprobleme durch Nacktgen
  • Sehr weiche Haut
  • Zucht seit 1988
  • In Deutschland extrem selten

Rasseportrait: American Hairless Terrier

Andere Namen Amerikanischer Nackthund
Herkunft USA
Klassifikation Begleithund / Rattler
Größe Widerristhöhe 25 – 46 cm
Gewicht 3,2 – 6,5 kg
Körperbau Etwas länger als hoch, sportlich
Augen Nicht zu groß, kommen in allen Farben vor (passend zum Fell)
Ohren Seitlich ansetzende Stehohren, Knick- oder Buttonear auch zulässig
Fell & Farbe Hairless oder mit kurzem, glänzendem Haar, alle Farben sind zulässig
Besonderheiten Mutation des SKG3-Gens statt des FOXI3-Gens
Charakter Freundlich, umgänglich, aktiv, anpassungsfähig
Pflege Vor Kälte und vor UV-Strahlung schützen
Gesundheit Allergien, Gelenkprobleme und Legg-Calvé-Perthes-Krankheit können vorkommen
Zucht In Deutschland nur privat

Äußere Merkmale des American Hairless Terriers – Kein gewöhnlicher Nackthund!

Abgesehen vom American Hairless Terrier besitzen alle Nackthundrassen ein mutiertes FOXI3-Gen, das nicht nur Haarlosigkeit, sondern auch einige gesundheitliche Einschränkungen aktiviert. Der American Hairless mit seinem mutierten SKG3-Gen ist nicht mit den anderen haarlosen Rassen verwandt, was man ihm im Vergleich deutlich ansieht. Äußerlich gleicht der kuschelweiche Terrier dem amerikanischen Rat Terrier in jedem Detail (bis auf das Fell). Die Körpergröße kann zwischen 25 und 46 cm variieren. Passend dazu wiegen die nackten Terrier etwa 3,2 bis 6,5 kg. Übrigens sind nicht alle Hairless Terrier wirklich haarlos: Da das SKG3-Gen rezessiv vererbt wird, kommen auch Welpen mit Fell vor.

  • Kopf und Fang sind etwa gleich lang und bilden eine grobe Keilform. Laut AKC-Rassestandard sollte der Fang etwa so lang sein wie der Schädel und sich leicht zuspitzen.
  • Der Nasenschwamm sollte farblich zur Fellfarbe passen. Dudley- oder Butterfly-Nasen sind äußerst unerwünscht. Die Lefzen sind dunkel gefärbt und liegen straff an. Bei dieser Rasse kommen keine Fehlstellungen der Zähne vor wie bei anderen Hairless Dogs!
  • Die runden Augen sollten nicht hervortreten und sind nicht zu groß. Sie können in allen Farben vorkommen, sollten aber zur Fellfarbe passen: Bei blauen Terriern werden bernsteinfarbene, graue und blaue Augen akzeptiert, bei helleren Farben werden dunkle Augen bevorzugt.
  • Die V-förmigen Ohren stehen weit auseinander und setzen an den Seiten des Schädels an. Sie sollten aufrecht stehen, können aber auch geknickt oder als Button-Ears getragen werden.
  • Der mittellange Nacken geht in gut zurückgestellte Schultern über. Ein gerader Rücken trägt den rechteckig geformten Körper, der etwas länger als hoch ist (Verhältnis 10:9).
  • An den Läufen sind die Knochen nicht zu dünn wie beim Laufhund, aber auch nicht zu dick wie bei Doggen. Die Armlänge bis zum Ellenbogen entspricht in etwa der Hälfte der Körperhöhe. Insgesamt wirken die Läufe gut bemuskelt und nicht zu stark gewinkelt.
  • Die Rute darf bei Hairless Dogs mit Haaren bis auf wenige Wirbel gekürzt werden, bei nackten Exemplaren wird das Kupieren als schwerer Fehler angesehen. Hierzulande ist diese tierquälerische und überflüssige Praxis glücklicherweise verboten. Auch bei Käufen aus dem Ausland solltest Du nur Züchter wählen, die auf das Abschneiden der Rute verzichten.

Kurzhaar und Haarlos: Woher kommt die weiche Pfirsichhaut?

Hairless Terrier ohne Haare sind leicht von anderen Nackthundrassen zu unterscheiden. Während Xolo, Chinese Crested und Peruvian Inca Orchid meist graue, schwarze oder blaue Haut mit rosa Abzeichen an der Körperuntereite tragen, kommen American Hairless Terrier in allen Farben vor. Außerdem behalten gewöhnliche Nackthunde mal mehr und mal weniger Flaumhaare auf dem Kopf, am Rücken oder an der Rute. Der American Hairless Terrier wird mit zartem Flaumhaar geboren, das in den ersten Lebenswochen komplett ausfällt (abgesehen von Schnurrhaaren und Wimpern). Dadurch fühlt sich die Haut viel weicher und elastischer an als die Haut von südamerikanischen, afrikanischen und asiatischen Nackthunden.

Die Fellfärbung ist bei haarlosen Terriern fast genauso gut zu erkennen wie bei solchen mit Haaren.

  • Häufig sieht man Piebald-Hunde mit dunklem Kopf, diese Färbung wird aber nur inoffiziell bevorzugt und ist kein Muss für die Zucht.
  • Weiß bzw. rosa Haut mit dunklen, wenige Zentimeter breiten Tupfen (dunkelbraun, hellbraun, schwarz, rötlich) kommt am häufigsten vor.
  • Gestromte Färbung ist auch bei haarlosen Terriern zu erkennen.
  • Zobel ist ebenfalls eine übliche Färbung, die bei anderen Nackthunden nicht vorkommt.
  • Bei allen Färbungen sind weiße Abzeichen erwünscht, die bei Hunden mit Haar möglichst groß sein sollten.
  • Albino- und Merlefärbung sind disqualifizierende Farben.

Hairless mit Haar: Die Fell-Variante des American Hairless Terriers

  • Behaarte Hairless Terrier sind von Rat Terriern kaum zu unterscheiden.
  • Das Fell ist kurz, glatt und liegt dicht an.
  • Ähnlichkeiten bestehen auch zum Jack Russell Terrier und zum Feist.

Haarlos seit 1988: Hairless Rat Terier Josephine und ihre Nachkommen

Der American Hairless Terrier entstand erst im Jahr 1988, als in Louisiana eine Rat Terrier Hündin namens Josephine geboren wurde, der nach wenigen Wochen sämtliche Haare ausfielen. Da haarlose Hundevarietäten sehr gefragt sind, versuchten die Züchter so viele nackte Nachkommen wie möglich von Josephine zu bekommen, um eine eigene Varietät zu züchten. In neun Würfen fanden sich drei nackte Welpen, die untereinander gekreuzt wurden, um weitere Exemplare ohne Fell zu bekommen. Trotz dieser nicht sehr lange zurückliegenden inzüchtigen Verpaarung entwickelte sich eine eigene Rasse, die 2004 offiziell anerkannt wurde.

Weitere Verwandte

  • Die Hairless Terrier stammen direkt von Rat Terriern ab.
  • Rat Terrier entstanden aus Kreuzungen von Manchester Terriern und kurzhaarigen Foxterriern. Sie wurden für Ratpits gezüchtet: In geschlossenen Arenen wurden Ratten freigelassen, die die Hunde in möglichst kurzer Zeit töten sollten. In England und später in den USA war dieser blutige Hundesport bis ins 19. Jahrhundert sehr beliebt.
  • Auch Beagle und Whippet wurden in den USA eingekreuzt, um die Hunde robuster, kleiner und weniger zu machen.
  • Zur Verbreitung des Rat Terriers trug unter anderem Teddy Roosewelt bei, der sich für die Rasse begeisterte und mehrere Exemplare besaß. In den 1920ern gehörten Rat Terrier zu den am weitesten verbreiteten Haushunden in den USA.
  • In Europa werden Rat Terrier und American Hairless Terrier bisher nicht als eigenständige Rassen anerkannt, daher ist die Zucht hier auf wenige Liebhaberzuchten beschränkt.

Vorteile der rezessiven Vererbung

Eigentlich können Nackthunde nicht einfach so miteinander verpaart werden: Kreuzt man zwei Hunde mit H-Allel des FOXI3-Gens, sterben 25 % der Nachkommen während der Tragezeit ab. Beim American Hairless Terrier ist das nicht so. Haarlose Exemplare können problemlos miteinander verpaart werden, deshalb ist die Zucht weitaus unkomplizierter und ungefährlicher als bei den haarlosen Rassen mit Schopf.

Der Charakter: Jagdhund ohne Jagdhund-Qualitäten?

Der American Hairless Terrier wäre am liebsten ein aktiver Jagdhund, der sich durchs Gebüsch kämpft und Kleintiere erlegt. Durch sein fehlendes Fell ist er allerdings nicht sehr robust und verletzt sich leichter als Rassen mit dichtem Pelz. Menschen begegnet er generell aufgeschlossen und freundlich, deshalb ist er nur als alarmgebender Wachhund geeignet.

Wesenszüge

  • Aktiv und lebendig
  • Freundlich (auch zu Fremden)
  • Gesellig
  • Anpassungsfähig (als Stadt- oder Landhund geeignet)
  • Jagdtrieb kann stark ausgeprägt sein – Vorsicht mit Kleintieren im Haus und beim Gassigehen!

Ein Hund für jedermann

Amerikanische Nackthunde sind so, wie sich Kinder Hunde vorstellen: Sie spielen gern, werden aber nicht zu schnell unruhig, wenn mal ein Couchtag eingelegt wird. Im Kreis der Familie fühlen sie sich absolut wohl und sie kuscheln mit jedem, der sich dazu bereit erklärt. Gleichzeitig riechen sie kaum und verlieren logischerweise keine Haare. Allergiker, Asthmatiker und körperlich eingeschränkte Menschen können die Rasse problemlos halten, wenn sie einfallsreich sind und ihren Hund zu beschäftigen wissen. Am besten wäre das Leben in einer Wohnung mit Garten.

Haltung und Erziehung: Sonderregeln für nackte Hündchen

Die nackten Vierbeiner sind leicht zu erziehen und zeigen sich nur selten stur. Anfänger kommen mit der Erziehung von Welpen gut zurecht. Wenn Du einen Nackthund als Ersthund anschaffst, solltest Du regelmäßige Besuche in der Hundeschule einplanen. Sozialverhalten will schließlich gelernt sein!

Nicht für jedes Wetter gerüstet

  • Nackthunde sind wasserscheu und hassen Regen und Kälte.
  • Im Winter müssen sie Jacken tragen.
  • Die Haut muss nicht eingecremt werden, monatliche Bäder mit Hundeshampoo machen aber Sinn.
  • Bei sommerlicher Hitze macht es manchmal Sinn, Sonnencreme zu benutzen. Generell bevorzugen die Vierbeiner Schattenplätze und ruhen sich bei Temperaturen über 23 Grad lieber aus, statt sich zusätzlich mit Sport aufzuheizen.
  • Spielen geht immer vor. Dein Vierbeiner lässt sich auch bei 40 Grad im Schatten motivieren, deshalb solltest Du darauf achten, ihn nicht zu überfordern.

Checkliste: So beschäftigst Du Deinen American Hairless Terrier

  • Tägliche Spaziergänge durch die Nachbarschaft gehören für jedes Halter-Hund-Gespann zum Alltag.
  • Lege bei jeder 20 – 30-minütigen Runde kleine Spieleinheiten ein.
  • Suchspiele, Intelligenzspiele, Apportierspiele, Obedience und Agility liegen den haarlosen Terriern. Zum Wassersport lassen sie sich aber kaum überreden.
  • Wie alle Terrier bewegen sie sich gern frei durchs Gelände. Suche regelmäßig eingezäunte Hundewiesen auf oder lass Deinen Hund frei im eingezäunten Garten herumschnüffeln.
  • Sie graben gern und verfolgen Kleintiere bis tief ins Gebüsch.

Pflege und Gesundheit

Beim American Hairless Terrier kommen FOXI3-typische Krankheiten wie Zahnfehlstellungen, Hauterkrankungen, Blindheit und Taubheit zwar kaum vor, trotzdem ist die Rasse nicht frei von Erbkrankheiten. Angaben zur durchschnittlichen Lebenserwartung variieren zwischen 10 und 16 Jahren, wobei europäische Züchter meist eine geringere Lebenserwartung angeben als amerikanische.

Erbkrankheiten

  • Alle Terrierrassen neigen zu Allergien. Betroffene Tiere können gegen alles Mögliche allergisch sein, zum Beispiel Gras, Futter, Waschmittel oder Milbenkot.
  • Gelenkproblemen (Hüftdysplasie und Patellaluxation) kann man mit verschiedenen Methoden vorbeugen: Nicht zu viel Sport während des Wachstums treiben, keine hohen Sprünge, kein Treppensteigen und passende Ernährung schonen die Gelenke. Betroffene Hunde sollten von der Zucht ausgeschlossen werden.
  • Die Legg-Calvé-Perthes-Krankheit betrifft die Gelenke junger Hunde und muss meistens chirurgisch behandelt werden.

Keine Haare, kein Problem? Sauberkeit und Körperhygiene

Nackthunde haben kaum Eigengeruch, trotzdem bildet sich zwischen den Pfoten und in den Hautfalten an den Läufen manchmal ein typischer „“Popcorngeruch““. Der Geruch nach alten Pommes, den viele Halter als sehr angenehm beschreiben, entsteht durch eine Mischung aus Bakterien, Feuchtigkeit und Hefe. Die Bakterien sind in der Regel ungefährlich und lassen sich kaum abwaschen, da sie überall auftreten. Hairless Terrier verlieren zwar keine Haare, aber viele Hautschuppen. Das Körbchen muss deshalb regelmäßig gereinigt werden wie bei Hunden mit Haaren.

American Hairless Terrier Welpen kaufen – In Europa nur mit großem Aufwand zu bekommen

Im deutschsprachigen Raum hat die neue Rasse noch keine Lobby und Welpen sind sehr selten abzugeben. Wir konnten nur eine offizielle Zuchtstelle in Bayern finden, alle anderen verfügbaren Welpen werden von Privathaltern abgegeben. Wen Du einen gesunden American Terrier besitzt, macht es Sinn, im Internet nach passenden Deckrüden zu suchen oder Deinen Deckrüden anzubieten. Auch die Hobbyzucht erfordert natürlich einige Vorbereitugen:

Das müssen Züchter mitbringen

  • Stammbaum und Herkunftsnachweis, um die Reinrassigkeit zu belegen.
  • Alle Zuchthunde sollten tierärztlich untersucht werden. Mit Gentests können die meisten Erbkrankheiten ausgeschlossen werden.
  • Größe und Gewicht variieren bei der Rasse stark. Deckrüden dürfen nicht viel größer als Hündinnen sein.
  • Kranke und verhaltensgestörte Hunde sind von der Zucht auszuschließen. Das gilt auch für „“kleine Macken““ wie Ballsucht oder aggressives Verhalten gegenüber Artgenossen oder Menschen.
  • Die Rasse existiert erst seit etwa 30 Jahren. Bei der Auswahl von Paaren musst Du deshalb unbedingt darauf achten, dass die Tiere nicht direkt miteinander verwandt sind.

Nackthunde aus den Vereinigten Staaten importieren

Die Einfuhr von Haustieren aus Ländern außerhalb der EU unterliegt strengen Bedingungen. Wenn Du einen Welpen aus den USA importieren willst, solltest Du einen langen Urlaub und viel Wartezeit einplanen. Die genauen Bestimmungen zur Einfuhr von American Hairless Terrier Welpen aus den USA kannst Du hier nachlesen. Im American Hairless Terrier Club of America findest Du Kontakte zu seriösen Züchtern in den Vereinigten Staaten.

Fazit: Eine tolle neue Rasse

  • In Europa muss erst noch eine stabile Zuchtcommunity aufgebaut werden. Welpen sind schwer zu bekommen und sehr teuer, deshalb lohnt es sich, gesunde Hunde für die Zucht anzubieten.
  • Die haarlosen Terrier sind nicht mit anderen Nackthundrassen verwandt und besitzen kein mutiertes FOXI3-Gen. Sie haben keine Zahnprobleme und kommen in allen Farben vor.
  • Nackis, wie Züchter sie liebevoll nennen, sind trotz ihres fehlenden Fells ganze Terrier. Es gibt auch eine Varietät mit kurzem Fell.

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