Neuguinea-Dingo – Seltene Exoten in deutschen Haushalten

Der Neuguinea-Dingo ist unter verschiedenen Namen bekannt: Er wird international auch New Guinea Singing Dog, Waia oder Hallstromhund genannt. Über die Entstehung der Rasse sind Kynologen sich nich ganz einig: Einige bezeichnen sie als gezähmte Wildhunde, andere glauben, es handle sich um verwilderte Haushunde. Wie man es auch betrachtet, der Neuguinea-Dingo ist fraglos eine interessante Mischung aus Haustier und Wildtier.
Besonderheiten
  • Heulen statt Bellen (auch spontan)
  • Zurückhaltend, fast scheu
  • Besondere Körpersprache
  • Sehr territorial
  • Kann klettern

Rasseportrait: Neuguinea-Dingo

Andere Namen Hallstromhund, Highland Wild Dog (HWD), Neuguinea Singing Dog (NGSD), jodelnder Hochlandhund
Herkunft Papua-Neiguinea
Klassifikation Hund vom Urtyp
Größe Rüden 35 – 45 cm, Hündinnen 31,5 – 42 cm
Gewicht Rüden 9 – 14,5 kg, Hündinnen 8,6 – 12,5 kg
Körperbau Klein und gedrungen (Hochland-Typ) oder hochläufig (Flachland)
Augen Schräg gestellt und schlitzartig
Ohren Stehohren
Fell & Farbe Alle Farben zulässig; braun, braun mit schwarz oder schwarz mit gelb sowie weiße Abzeichen kommen häufig vor
Besonderheiten Sehr seltene Tiere
Charakter Unabhängig, territorial, scheu
Pflege Keine Fellpflege nötig, Haltung im Haus fast unmöglich
Gesundheit Sehr kleiner Genpool bei Tieren in Gefangenschaft
Zucht Zoos werden mit Wildfängen ausgestattet

Äußere Merkmale des Neuguinea-Dingos – Typisch Pariahund

Pariahunde wie australische Dingos, Jonangis und auch der Neuguinea-Dingo weisen eine Ähnlichkeit mit japanischen Urhunden wie dem Shiba Inu auf. Sie haben wolfsähnliche Gesichter mit keilförmigem Kopf und tragen häufig sesamfarben oder falbfarbenes Fell. Von austalischen Dingos sind sie schnell durch ihren eher gedrungenen Körperbau zu unterscheiden. Rüden erreichen eine Widerristhöhe zwischen 35 und 45 cm und wiegen etwa 9 bis 14,5 Kilogramm. Hündinnen messen am Widerrist 31,5 bis 42 cm und wiegen nicht mehr als 12,5 Kilogramm.

Alleinstellungsmerkmale des Singing Dogs vom Kopf bis zur Rute

  • Der Schädel verjüngt sich zum Fang hin leicht, welcher wie eine keilförmige Verlängerung des Kopfes wirkt. Er spitzt sich nicht so stark zu wie beim Shiba Inu.
  • Der breite, schwarze Nasenschwamm ist gut eingebettet und bildet eine nahezu rechteckige Kante zwischen Schnauze und Nasenrücken.
  • Ein besonderes Merkmal sind die schräg eingesetzten Mandelaugen,die durch ihre schwarze Umrandung fast schlitzartig wirken. Im Dunkeln reflektiert das Tapetum Licht grün und nicht rot wie bei anderen Rassen.
  • Dreieckige Stehohren stehen schräg vom Kopf ab. Sie setzen recht breit an und sind nach vorn gerichtet.
  • Unter Privathaltern ist der kleinere und untersetzt gebaute Hochland-Typ der Rasse verbreitet. In ihrer Heimat haben sich die singenden Hochland-Dingos an den im Dschungel herrschenden Nahrungsmangel angepasst, während die Flachland-Hunde in Küstenregionen etwas größer und hochbeiniger ist.
  • Die Vorder- und Hinterläufe sind äußerst beweglich, genau wie die Fußgelenke. Sie sind neben den norgewischen Lundehunden die einzigen Haushunde, die beweglich genug sind, um Bäume und Klippen zu erklimmen. Sie entwickeln außerdem keine Afterkrallen.
  • Die Rute wird leicht gebogen getragen. An der Unterseite bildet sich eine Bürste aus langen Haaren.

Fell und Farben bei wilden und domestizierten Dingos

Bei der Geburt sind Welpen dunkelbraun. Die finale Fellfarbe ist nach etwa 4 Monaten erkennbar. Wilde und domestizierte Singing Dogs weisen leicht unterschiedliche Färbungen auf:

Farben beim Highland Wild Dog in der Wildnis

  • Braun
  • Schwarz mit dunkelgelb
  • Einfarbig schwarz

Farben bei gezüchteten Neuguinea-Dingos

  • Braun (hellbraun, rötlich-braun oder rot-gelb mit hellen Schattierungen an der Unterseite des Körpers und an den Läufen)
  • Dunkel (braun mit schwarzen Deckhaaren auf dem Rücken, am Fang und auf der Oberseite der Rute)
  • Bei beiden Varianten sind weiße Abzeichen am Unterkiefer, am Bauch, am Hals, an der Brust und an den Läufen zu erkennen.

Die mysteriöse Herkunft der Singing Dogs

Diese völlig isoliert von europäischen Rassen entstandenen Hunde lebten schon vor 5500 Jahren wild in Papua-Neuguinea. Kynologen nehmen an, dass sie gemeinsame Vorfahren mit australischen Dingos und polynesischen Haushunden von umliegenden Inseln teilen, die aus China kamen. Bis heute leben schätzungsweise 200 bis 300 Individuen wild in den Bergen Papua-Neuguineas in Höhen ab 2500 Metern bis zu 4700 Metern.

Wildhund oder verwilderter Haushund?

Über die Frage, ob es sich um echte Wildhunde oder um verwilderte Haushunde handelt, ist noch nicht ausreichend geklärt. Außerdem ist bisher unklar, ob die freilebenden, im Englischen als Highland Wild Dogs (HWD) bezeichneten Hunde und ihre in Dörfern lebenden Verwandten, die Neuguinea Singing Dogs (NGSD), als unterschiedliche Schläge einer Rasse zu betrachten sind. Die Forschung zu diesen interessanten Hunden ist noch nicht abgeschlossen.

Canis hallstromi – anders als alle anderen

Neuguinea-Dingos haben viele einzigartige Merkmale, die nach Ansicht der Wissenschaft nur in der Wildnis entstanden sein können. Genetisch unterscheiden sie sich stark von herkömmlichen Haushunden, deshalb werden sie innerhalb der Gattung als Canis hallstromi klassifiziert. Die Ureinwohner von Papua-Neuguinea berichten, dass sie seit tausenden von Jahren Welpen der Hochland-Dingos fangen und als Jagdgefährten aufziehen, sie werden aber nicht gezüchtet.

Eine vielfältig angepasste Population

  • Seit Anfang der 1970er wurden nur vereinzelt wilde Tiere in den Dschungelgebieten von Papua-Neuguinea gesichtet.
  • Eine kleine Population lebt in Dorfnähe, wo sie sich von Abfall ernähren. Auch von Menschen aufgezogene Jagdhunde verwildern im Erwachsenenalter fast völlig und werden scheu.
  • Alle Singing Dogs in privater Obhut stammen von 8 Individuen ab, die in den 1950ern exportiert wurden. Diese stammen ihrerseits von Dorfhunden ab.
  • In internationalen Zoos leben etwa 300 Exemplare.
  • Je nach Region nutzten die Menschen in Papua die Dorfhunde als Jagdhelfer, Ungeziefervernichter oder als Fleischlieferant. Da sie Hühner und andere Kleintiere früher oder später angreifen, haben viele Völker die Aufzucht wilder Welpen zu Gunsten der Haltung anderer Nutztiere aufgegeben.

Das sonderbare Wesen des Neuguinea-Dingos

Singing Dogs legen einzigartige Verhaltensweisen an den Tag. Sie werden eigentlich nicht trainiert und leben völlig frei in der Nähe der Menschen, die sie aufgezogen haben. Um Futterbeschaffung, einen Unterschlupf und die Welpenerziehung kümmern sie sich in der Regel eigenständig. Vorallem in den USA und in Australien gibt es aber einige Beispiele für Privathalter, die sie problemlos wie normale Haushunde halten.

Singende Einzelgänger in den Wäldern Papua-Neuguineas

Ihren Beinamen „Singing Dogs“ bekamen die Hallstromhunde aufgrund ihrer Neigung zum Jodeln, wie es auch einige andere Urhunde mit asiatischen Ursprüngen tun. Spontanes Heulen wie in diesem Video ist typisch für sie. In ihrer Heimat leben die Hunde unabhängig von den Menschen die sie aufgezogen haben und streifen frei durch die Dörfer. Sie bilden keine Rudel, sondern beschränken ihren Kontakt zueinander auf gelegentliche Heulchöre, die durch die Dörfer schallen. Diese Chöre kommen auch bei wildlebenden Singing Dogs vor und treten meist in den Morgen- oder Abendstunden auf.

Weitere Eigenheiten der Rasse

  • In einem Bericht von 1988 werden freilebende Hochlandhunde als „“extrem scheu““ und „“übernatürlich geschickt““ beschrieben.
  • Sie nutzen mehrere Rückzugsorte in einem Gebiet und sind raffiniert genug, um ohne Fütterung Nahrung zu beschaffen.
  • Ihre Kommunikation unterscheidet sich von der Ausdrucksweise anderer Haushunde: Sie senken nicht den Oberkörper, um zum Spielen aufzufordern. Imponierverhalten wird nie beobachtet. Möchten sie sich behaupten, gehen sie direkt zum Drohen über. Bei Aufregung zeigen sie das sogenannte Kopfwerfen und drehen den Kopf mit gerümpfter Nase zur Seite und wieder nach vorn.
  • Autoerotische Stimulation kommt häufiger vor. Außerdem wurde bei Hündinnen beobachtet, dass sie bei der Kopulation stöhnen und das Becken rhythmisch vor und zurück bewegen.
  • Beim Spielen und in aggressiven Kämpfen zielen ihre Bisse häufig auf den Genitalbereich, sowohl bei Menschen als auch bei Artgenossen.
  • Mütter können das Verhalten ihrer Kinder häufig nicht richtig interpretieren und gelten als schroff. Wird das Spielen zu heftig, halten sie die Schreie zum Beispiel gelegentlich für Aufforderungen zum heftigeren Spielen. Auch Nackenbisse zur Erziehung wenden sie deutlich früher an als andere Rassen.
  • Sie bilden in Freiheit keine Rudel und leben vorzugsweise allein oder in Paaren.
  • Es wird vermutet, dass sie menschliche Gesten wie Fingerzeige nicht entschlüsseln können wie andere Haushunde.
  • Zum Dösen und Lauern liegen die begabten Jäger gern auf Ästen wie Raubkatzen.

Erziehung und Haltung – Welche Haltungsweise ist artgerecht?

Für die Haltung als Haushunde im europäischen Sinne sind Neuguinea-Dingos völlig ungeeignet. Die meisten Versuche, sie wie klassische Haustiere zu halten, endeten in der Abgabe an Zoos oder in der Tötung der Tiere. Vereinzelt ist das enge Zusammenleben mit Menschen jedoch gelungen und erwachsene Tiere leben an der Leine und sind stubenrein.

Ein kaum sozialisierbarer Sonderling

  • Die Haltung der Tiere außerhalb ihrer Heimat ist aus vielen Gründen problematisch. Dingos kommunizieren anders als alle anderen Hunde und sind überaus territorial, deshalb sind sie kaum mit Artgenossen zu vergesellschaften und zeigen starke Leinenaggression.
  • Sie neigen zum Streunen und folgen keiner Rangordnung. Weil sie hervorragend klettern können, besteht auch in geschützten Gärten akute Fluchtgefahr.
  • Gleichzeitig lehnen sie im Erwachsenenalter das Laufen an der Leine ab. Nur mit viel liebevollem Training von kleinauf ist die Haltung im Haus mit gelegentlichen Freigängen überhaupt möglich.
  • Der für domestizierte Hunde typische Will-to-Please fehlt den singenden Hochländern völlig. Ihr Verhalten ist oft schwer zu entschlüsseln, auch andersherum können sie menschliche Gesten kaum deuten.
  • Welpen werden scheu, wenn sie in ihren ersten Lebenswochen nicht sorgsam an den Menschen gewöhnt werden.
  • Kein Möbelstück ist vor ihnen sicher. Das gilt auch für Katzen und andere Kleintiere im Haus oder in der Umgebung. Ihre zerstörerische Kraft kann ihnen nur schwer abtrainiert werden.

Ernährung von Neuguinea-Dingos in Gefangenschaft und in Freiheit

Wilde und in Dorfnähe lebende Hallstomhunde jagen Vögel, Echsen und Nager, durchstöbern Abfälle und suchen Früchte oder Aas im Dschungel. Schaurigen Reiseberichten zufolge fressen sie auch Menschen, die im Dschungel verunglücken. Sie werden nur nach gelegentlichen Jagdbeteiligungen von Dorfbewohnern mit Fleischresten belohnt. Herkömmliches Hundefutter bekommt ihnen überhaupt nicht. In Zoos werden sie deshalb meist mit Frischfleisch, Kuskus, Gemüse und Obst gefüttert.

Gesundheitliche Probleme in Gefangenschaft

In der Wildnis überleben nur die cleversten und robustesten Dingos, daher treten bei Wildfängen fast nie gesundheitliche Probleme auf. Hochlandhunde in Gefangenschaft haben einen sehr kleinen Genpool, weshalb inzüchtige Verpaarungen fast nicht zu vermeiden sind. Dadurch treten Erbkrankheiten auf, die ihre wilden Artgenossen nicht kennen.

Neuguinea-Dingos vom Züchter kaufen – ist das überhaupt möglich?

Die Zucht von Hallstromhunden ist äußerst kompliziert. Tiere, die in Zoos leben, bilden kleine Rudel mit einer Leithündin. In der Paarungszeit im August beteiligen sich alle geschlechtsreifen Tiere an der Fortpflanzung. Werden die Welpen geboren, tötet die Leithunde jedoch sämtliche Nachkommen von untergeordneten Hündinnen. In der Wildnis beteiligen sich Rüden an der Aufzucht der Welpen und liefern Nahrung, ihre Kinderliebe endet aber während der ersten Paarungszeit nach der Geburt der Welpen. Sowohl Rüden als auch Hündinnen werden in dieser Zeit überaus aggressiv zu ihren eigenen Welpen vom gleichen Geschlecht.

Hürden bei der Vermehrung der jodelnden Dschungelhunde

  • Sie sind nicht gerade sanft zu ihren Welpen (hohes Unfallrisiko).
  • Welpen werden scheu, wenn sie nicht intensiv von Menschen betreut werden.
  • Der überaus kleine Genpool macht es schwer, an passende Zuchttiere heranzukommen.
  • Jeder Züchter kann nur eine Hündin halten (Infantizid-Gefahr).
  • Die Paarungszeit findet nur im August statt.

Kann man Singing Dogs als Haustiere kaufen?

In Deutschland gibt es niemanden, der so ein Exemplar privat hält. Wenn Du sie in Aktion erleben möchtest, kannst Du die Singing Dogs im Berliner Tiergarten bewundern. Auf folgenden Plattformen kannst Du Kontakt zu internationalen Liebhabern und Haltern der Rasse knüpfen:

Fazit – Keine klassische Haltung ist möglich

  • Diese faszinierende Rasse verfügt über einzigartige physikalische Eigenschaften und Verhaltensweisen. Mit europäischen Haushunden sind sie nur entfernt verwandt.
  • Dingos lassen sich nicht wie Haushunde erziehen und zeigen wenig soziale Kompetenzen.
  • In Gefangenschaft brauchen sie eher ein großes Freigehege als ein warmes Sofa. Trotzdem sind sie anhänglich und schmusebedürftig, wenn man ihr Vertrauen gewinnt.

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