Rhodesian Ridgeback – Königlicher Löwenjäger mit großem Herz

Rhodesian Ridgeback 04 Ein reinrassiger Rhodesian Ridgeback ist eine stolze Erscheinung: Der südafrikanische Riese stammt von domestizierten Rassen der Khoi-Khoi (auch Hottentotten genannt) ab und legt sich auch mit großen Raubtieren an, ohne jemals Furcht zu zeigen. Die Beschützer mit dem umgekehrten Aalstrich sind nicht ganz anspruchslos, geben mit passender Erziehung aber sehr gute Familienhunde ab.
Besonderheiten
  • Ridge (Kamm am Rücken)
  • Furchtlos und selbstbewusst
  • Sanftes Wesen
  • Wasserscheu
  • Vielseitig einsetzbar

Rasseportrait: Rhodesian Ridgeback

Andere Namen African Lion Dog
Herkunft Südafrika/Simbabwe
Klassifikation Jagdhund, Wachhund
Größe Widerristhöhe 63 – 69 cm für Rüden, 61 – 66 cm für Hündinnen
Gewicht Rüden ideal 36,5 kg, Hündinnen 32 kg
Körperbau Muskulös und kräftig, aber nie tonnenförmig
Augen Rund und weit auseinanderstehend, Farbe passt zum Fell
Ohren Abgerundete Hängeohren mit breitem Ansatz (Brackenohren)
Fell & Farbe Weizenfarben hell bis dunkel
Besonderheiten Umgekehrter Aalstrich („“Ridge““)
Charakter Territorial, ruhiges Gemüt, aktive Natur
Pflege Zahnpflege, gelegentlich bürsten
Gesundheit Einige Erbkrankheiten, HD, ED, Bluterkrankheit, Epilepsie, Osteochondrosis dissecans, SLO
Zucht Drei große Zuchtclubs in Deutschland, auf Gentests achten

Merkmale des Ridgies im Überblick – Jagdhund mit einzigartigem Kamm

Weltweit gibt es nur drei Hunderassen mit sogenanntem Ridge – am Rücken wachsen die Haare in umgekehrte Strichrichtung und bilden optisch einen leichten Kamm. Der Rhodesian Ridgeback ist für dieses Merkmal bekannt, was bis zum Jahr 2008 zum Verhängnis vieler Welpen ohne „Ridge“ wurde. Mit einer durchschnittlichen Widerristhöhe von 63 bis 69 cm für Rüden und 61 bis 66 cm für Hündinnen gehören sie nicht zu den größten Hunderassen, geben aber imposante Erscheinungen ab. Für Rüden wird ein Idealgewicht von 36,5 cm angegeben. Hündinnen sollten laut FCI-Rassestandard etwa 32 Kilogramm auf die Waage bringen.

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Der Ridgeback vom Kopf bis zur Rute

  • Der Kopf ist etwa so breit wie lang, mit flacher Stirn und gut markiertem Stopp.
  • Im Verhältnis zum Schädel ist der Fang recht lang und von straffen Lefzen bedeckt. Sein Kiefer ist ausgesprochen stark mit senkrecht stehendem Scherengebiss zum Zupacken. Der Nasenschwamm kann schwarz oder leberfarben/braun sein.
  • Die Augen sind rund und stehen recht weit auseinander. Ihre Farbe sollte zur Farbe des Nasenschwamms passen (schwarz = dunkle Augen, braun = bernsteinfarbene Augen).
  • Die Hängeohren liegen dicht am Kopf an und sind an den Spitzen abgerundet. Der Ansatz ist recht breit und verjüngt sich zur Spitze hin nur leicht.
  • Der lange Hals geht in einen sehr kräftigen Rücken über. Insgesamt wirkt der Körper nicht zu breit (niemals tonnenförmig) und trotzdem äußerst muskulös.
  • Von der Seite gesehen wirken die Vorderläufe breiter als von vorn. Die Stellung der Schultern sollte „“große Geschwindigkeit erahnen lassen““.
  • Die Rute ist am Ansatz sehr kräftig und wird leicht gebogen getragen. Sie sollte sich niemals ringeln.

Fell und Farbe beim Ridgeback

An ihrer Fellfärbung und der Haarstruktur sind Ridgebacks sofort zu erkennen. Sie kommen nur in Weizenfarben vor. Ihr dicht anliegendes Fell ist sehr kurz und glatt, es lässt sich kaum gegen die Wuchsrichtung streichen.

  • Weiße Abzeichen an der Brust und an den Zehen sind erlaubt, sie sollten aber nicht zu viel Fläche einnehmen.
  • Der Fang und die Ohren dürfen sich dunkel abzeichnen.
  • Der Anteil schwarzer Haare im Fell darf nicht allzu hoch sein.

Geschichtliche Fakten und Mythen über den Rhodesian Ridgeback

Über die Herkunft des Rhodesian Ridgebacks ist nur wenig bekannt. Sicher ist, dass in der Kolonialzeit einheimische Rassen mit Ridge mit europäischen Jagdhunden gekreuzt wurden. Es wird vermutet, dass Mastiffs, Doggen und Greyhounds zur Entstehung der Rasse beitrugen. Die Vorfahren heutiger Ridgebacks wurden zu verschiedenen Zwecken eingesetzt:

  • In der Khoi-Khoi Kultur beschützten Ridgebacks in Gruppen Siedlungen und Dörfer und unterstützten die Menschen bei der Jagd.
  • Kolonialherren nutzten Ridgebacks zur Bewachung von Plantagen und Villen.
  • Sie wurden auch zur Jagd auf Großwild verwendet. Löwen, Zebras und andere große Säugetiere spürten sie über weite Strecken auf und hielten sie fest.

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Nachteile einer strengen Zuchtauswahl

Zum Rassestandard des Ridgebacks gehört seit jeher sein besonderer Aalstrich. Welpen ohne dieses Merkmal wurden auch in Europa getötet, was im offiziellen britischen Rassestandard vorgegeben wurde. Erst 2008, als der investigative Dokumentarfilm Pedigree Dogs Exposed diese Praktik öffentlich aufdeckte, wurde die systematische Tötung von Welpen aufgegeben. Der Genpool der Rasse ist durch die strenge Zuchtauswahl sehr begrenzt.

Das sanfte Wesen des Löwenjägers

Obwohl Ridgebacks auch für die Jagd gezüchtet wurden, gelten sie als ruhig und zurückhaltend. Angst ist dem stolzen Ridgie ein Fremdwort – er stellt sich tapfer jeder Bedrohung und wird auch in unbekannter Umgebung selten nervös. Sein Charakter ist wie sein Äußeres stolz und würdevoll. Fremden begegnet er skeptisch bis gleichgültig, dabei wird er nie ohne Grund aggressiv.

Vierbeiner mit vielen Talenten

  • Ridgebacks sind ausgezeichnete Wachhunde, die schon durch ihr Äußeres und ihren Ruf als Löwenjäger potenzielle Angreifer abschrecken.
  • Sie sind fähige Jäger, obwohl sie heute nur selten zur Jagd eingesetzt werden. Ihr natürlicher Jagdtrieb hält sich in Grenzen.
  • Aufgrund ihres gut ausgeprägten Spürsinns können sie auch als Rettungshunde oder Assistenzhunde für Diabetiker eingesetzt werden.
  • Im professionellen Hundesport schneiden sie ebenfalls gut ab.

Ein Savannenläufer mit Eifer

Ridgebacks haben eine enorme Ausdauer und können sich in ihrer Heimat frei über riesige Farmen und wildes Gelände bewegen. Sie brauchen deshalb viel Bewegung und lange aktive Phasen am Tag. In kleinen Stadtwohnungen können sie nicht artgerecht leben. Ideal wäre ein Haus mit Garten oder ein ländlicher Hof für die Haltung als Familienhund.

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Listenhund oder Kinderfreund?

  • Kurzzeitig wurde der Ridgie in Bayern als Listenhund geführt. Die Einstufung als „“potenziell gefährlich““ wurde nach einer Wesensprüfung der Rasse jedoch aufgehoben.
  • Heute ist die Haltung nur noch in der Gemeinde Haigerloch in Baden-Württemberg verboten.
  • Im Kanton Glarus in der Schweiz ist die Haltung nur eingeschränkt und mit Genehmigung erlaubt.

Rhodesian Ridgeback Welpen erziehen – Je früher, desto besser

Die Welpenerziehung fängt schon beim Züchter an: In den ersten vier Lebenswochen (Prägungsphase) sind die Kleinen hauptsächlich mit Fressen und Schlafen beschäftigt. Ganz stubenrein sind sie bei der Abgabe (frühestens nach vier Wochen) also noch nicht. Ab der vierten Woche beginnt die Sozialisierungsphase, die sich bis zur zwölften Lebenswoche zieht und entscheidend für die spätere Entwicklung des Charakters ist.

Sozialisierung beim Ridgeback-Welpen

  • In der Sozialisierungsphase sollten Welpen sämtliche Umgebungen und Reize kennenlernen, die zu ihrem Alltag als Hund dazugehören.
  • Regeln für erwachsene Hunde gelten bis auf wenige Ausnahmen auch für Welpen. Beim Treppensteigen solltest Du einem Ridgie-Welpen zum Beispiel helfen.
  • Weise dem Kleinen einen gemütlichen Schlafplatz auf dem Boden zu. Neben einem ausgewachsenen Ridgeback ist kaum Platz im Bett oder auf dem Sofa, darum sollte er von Anfang an lernen, sein Körbchen als Ruheplatz zu nutzen.
  • Dein Wachhund muss lernen, dass Postboten, menschliche und tierische Besucher oder Passanten am Fenster völlig normal sind.
  • Auch das Laufen an der Leine will gelernt sein. Gewöhne Deinen Vierbeiner auch an den Straßenverkehr und an das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
  • Die Abrufbarkeit solltest Du in einer professionellen Hundeschule trainieren. Bei Wach- und Jagdhunden in der Größe des Ridgies ist konsequente Erziehung sehr wichtig!

Geeignete Aufgaben für Ridgebacks in der Familie

  • Ihrem Bewegungsdrang kommen die Hunde am liebsten auf freiem Feld nach. Wenn eine eingezäunte Hundewiese oder ein großer Garten vorhanden ist, kommen auch Halter mit Handicap in Frage.
  • Sie können verschiedene berufliche und sportliche Aufgaben übernehmen. Stöbere durch Angebote in Deiner Nähe und probiere verschiedene Dinge wie Hundesport, Schutzhundausbildung oder Assistenztraining aus.
  • Professionelles Training und Hundesport festigen das Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Halter. Für ein reibungsfreies Zusammenleben muss Dein Hund Dich als selbstbewussten Rudelführer wahrnehmen und Dir trotzdem voll und ganz vertrauen können.

Pflege und Gesundheit beim Ridgeback – Modehunde mit rassetypischen Problemen

Je beliebter eine Hunderasse ist, desto häufiger treten leider rassetypische Krankheiten auf. Der Rhodesian Ridgeback ist seit einigen Jahren „“in Mode““ und wird häufig vermehrt, wodurch sich einige Erbkrankheiten in den Genpool eingeschlichen haben. Die nachlässige Auswahl von Zuchttieren oder Inzucht sind mögliche Ursachen für neu auftretende Erbkrankheiten einer Rasse. Um die Gesundheit der Rasse zu schützen, solltest Du nur Züchter unterstützen, die auf den Stammbaum der Tiere achten und tierärztliche Untersuchungen bei Zuchthunden durchführen. Mit guter Pflege können sie 10 bis 12 Jahre alt werden.

Diese Krankheiten treten überdurchschnittlich häufig auf

Dyplasien

Hüft- und Ellenbogendysplasien kommen bei vielen großen Hunderassen vor. Die schmerzhaften Fehlstellungen der Gelenke sind durch eine gute Zuchtauswahl nicht ganz zu vermeiden. Auch die Haltung spielt eine Rolle: Vermeide unnatürliche Bewegungen und hohe Sprünge im Hundealltag und füttere Deinen heranwachsenden Welpen mit speziellem Futter zur Unterstützung des Knochenwachstums.

Degenerative Myelopathie

Die seltene neurologische Störung tritt bei älteren Hunden ab 4 Jahren auf. Das Rückenmark wird bei dieser unheilbaren Erkrankung zerstört, sodass Muskelschwund und Lähmungserscheinungen auftreten. Die Lähmung ist nicht schmerzhaft, kann die Lebensqualität der Hunde aber sehr stark einschränken.

Hämophilie B

Diese ernste Blutgerinnungsstörung wird durch eine an das X-Chromosom gebundene Genmutation ausgelöst. Bei Rüden kommt die Erkrankung deshalb häufiger vor als bei Hündinnen. Die Bluterkrankheit verhindert die Blutgerinnung, sodass auch kleine Verletzungen stark und lange bluten. Bei Operationen benötigen betroffene Hunde unbedingt Bluttransfusionen.

Osteochondrosis dissecans

Die Knochenkrankheit verursacht übermäßiges Knorpelwachstum und daraus resultierende arthroseähnliche Probleme. Beim Ridgie ist das Schultergelenk anfällig für Fehlstellungen und daraus resultierende Entzündungen.

Symmetrische Lupoide Onychodystrophie

SLO ist eine Krankheit der Krallen. Sie sind dauerhaft instabil und fallen regelmäßig komplett aus. Die Ursachen für diese Erkrankung sind nicht vollständig geklärt, es wird aber vermutet, dass eine genetische Ursache dahintersteckt. Einen Gentest gibt es bisher nicht, deshalb müssen Züchter ihre ZUchthunde genau beobachten und sie nicht zu jung verpaaren.

Juvenile myoklonische Epilepsie

Diese Form der Epilepsie tritt bei Welpen schon wenige Wochen nach der Geburt auf. Sie ist nicht heilbar, betroffene Hunde können aber ein hohes Alter erreichen. Tägliche Anfälle, besonders zu Beginn von Ruhephasen und bei hellem Licht, sind bei betroffenen Hunden üblich.

So unterstützt Du das Wachstum beim Welpen

  • Welpen benötigen mehr Nährstoffe als erwachsene Hunde, damit sie gesunde Knochen und Gelenke entwickeln. Mit speziellem Welpenfutter unterstützt Du eine gesunde Haltung beim erwachsenen Hund.
  • Ridgebacks sind erst mit etwa zwei Jahren vollständig ausgewachsen. In dieser Zeit sollten sie viel Ruhezeit und Spezialfutter bekommen.
  • Vermeide Treppensteigen und verlange nicht zu viel Leistung vom Junghund. Kurze, sportliche Einheiten reichen in den ersten Lebensmonaten völlig aus. Dazu sollten die Futterrationen in viele kleine Portionen geteilt werden und mehrere Ruhephasen pro Tag eingehalten werden.

Rhodesian Ridgeback adoptieren oder vom Züchter kaufen? – Infos zur Zucht der Modehunde

Die großen Hunde sind in Deutschland recht beliebt und werden häufig von Anfängern angeschafft. Deshalb sind Ridgies gar nicht so selten im Tierheim anzutreffen. Ihre Beliebtheit und der recht hohe Kaufpreis für Welpen machen sie außerdem zum Ziel von osteuropäischen Massenzüchtern. Vor der Anschaffung eines Welpens solltest Du deshalb unbedingt den Züchter unter die Lupe nehmen und den Adoptivhund und sein Umfeld zunächst kennenlernen.

Hier findest Du Kontakte zu Züchtern und Abgabestellen

Checkliste für den Welpenkauf

  • Lass Dir den Stammbaum der Welpen vorlegen und stelle sicher, dass der Züchter eine bedachte Auswahl getroffen hat.
  • Informiere Dich über gängige Erbkrankheiten. Viele Krankheiten lassen sich durch Gentests ausschließen.
  • Lerne die Mutter und die Geschwister kennen. Die Tiere sollten in direkter Nähe von Menschen aufwachsen und an das Leben in häuslicher Umgebung gewöhnt sein.

Fazit: Der Rhodesian Ridgeback ist zu Recht beliebt

  • Gut erzogene Ridgies sind sehr sanfte Familienhunde. Unerfahrene Halter können jedoch leicht überfordert mit der Erziehung sein.
  • Weil sie derzeit sehr gefragt sind, solltest Du keine Welpenangebote aus dem Internet annehmen und auch keine unseriöse Hobbyzucht unterstützen.
  • Wenn Du Dich mit der Erziehung von Hunden gut auskennst, solltest Du darüber nachdenken, einen Ridgie aus der Notfallvermittlung zu adoptieren. Vermittler suchen stets Pflegestellen und neue Besitzer für heimatlose Löwenhunde.

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