Bedlington Terrier – Hasenjäger im Schafspelz

Bedlington Terrier 03Bedlingtons wurden früher auch Rothbury Terrier genannt und sind nicht mit Pudeln zu verwechseln. Die feisten Terrier gehören zu den ältesten Terrierrassen. Sie sehen zwar wie Lämmchen aus, haben aber eine Menge Schneid und einen sehr aktiven Jagdtrieb. Wer einen Bedlington Welpen kaufen möchte, sollte Durchsetzungsfähigkeit und Geduld mitbringen.
Besonderheiten
  • Intelligent
  • Selten in Deutschland
  • Dichte Löckchen
  • Behaartes Gesicht
  • Sehr aktiv

Rasseportrait: Bedlington Terrier

Herkunft Großbritannien
Klassifikation Jagdhund
Größe Ideale Widerristhöhe 41 cm, Rüden größer, Hündinnen kleiner
Gewicht 8 – 11 kg
Körperbau Muskulös, über der Lende gebogen, tiefe Brust
Augen Dreieckig, Iris bei blauem Fell dunkel, bei sandy und leber heller
Ohren Hängeohren in Haselnussform mit Befederung an den Spitzen
Fell & Farbe Blue und Blue-Tan, Sandy oder Leberfarben (auch mit Tan)
Besonderheiten Korkenzieherlockenfell mit Schopf und Fransen an den Ohren, hellt stark auf
Charakter Anhänglich, kinderfreundlich, territorial, starker Jagdtrieb
Pflege Fell regelmäßig bürsten, gelegentlich trimmen
Gesundheit Kupfertoxikose und Augenprobleme kommen erblich bedingt vor
Zucht Kleine Zuchtcommunity in Deutschland

Äußere Merkmale des Bedlington Terriers – Schäfchen mit Reißzähnen

Das Titelbild vom FCI-Rassestandard des Bedlingtons stellt den Hund tatsächlich dar wie einen Wolf im Schafspelz: Schwarz eingerahmte, dreieckige Augen verleihen seinem dicht behaarten Gesicht einen ernsten Ausdruck. Die Kopfform wirkt durch die dichten Locken sehr hoch und lang. Die ideale Widerristhöhe für Rüden und Hündinnen beträgt 41 cm, wobei Rüden etwas größer und Hündinnen etwas kleiner sein dürfen. Sie wiegen zwischen 8 und 10 Kilogramm.

Bedlington Terrier 02

Bedlingtons vom Kopf bis zur Rute: Terrier mit vielen Besonderheiten

  • Der Kopf ist schmal und ohne Stopp – vom Hinterhauptbein zur Nasenspitze verläuft eine gerade Linie. Die obere Kopfhälfte ist mit einem langen Schopf bedeckt, der wie auftoupiert wirkt. Zur Spitze hin verjüngt sich der lange und kräftige Fang. Die Lefzen sind straff und eng anliegend, hier wächst das Haar nicht so lang wie auf dem Kopf.
  • Die Nasenlöcher sind groß und gut im Schwamm eingebettet. Für blaue Fellfarben sind nur schwarze Nasen zulässig. Sandys und Leberfarbene tragen immer braune Nasen.
  • Idealerweise sollten die Augen dreieckig wirken, mit langen und spitzen Augenwinkeln an der Außenseite. Das Lid ist schwarz und die Farbe der Iris muss zum Fell passen.
  • Die Hängeohren setzen tief an und sind haselnussförmig. Sie sind eher dünn beschaffen und mit kurzem, samtigen Haar bedeckt. An den Spitzen wachsen lange, weiße Fransen – zusammen mit dem Schopf ergibt das eine echte Starfrisur, die ganz natürlich wächst.
  • Der lange Hals hält den Kopf hoch und stolz und verjüngt sich nach oben hin leicht. Er geht ohne Wamme in den muskulösen und sehr biegsamen Körper über. Über der bewölbten Lende liegt der höchste Punkt der Rückenlinie. Der Bauch ist gut aufgezogen und die Rippen reichen tief.
  • Die Vorderhand steht gerade, die Hinterläufe sind am Kniegelenk angewinkelt mit tief stehenden Hacken. Sie tragen vorn und hinten lange Hasenpfoten mit starken Ballen. Die Läufe sind häufig länger behaart als der Körper und heben sich durch Loh-Aufhellung ab.
  • Die von kurzen Haaren bedeckte Rute wird niemals über dem Rücken getragen und setzt tief an. Sie ist am Ansatz sehr breit und spitzt sich in einem anmutigen Bogen zu. Eine leicht eingezogen getragene Rute ist kein Zeichen von Schüchternheit oder Angst.

Fell und Farben des Bedlingtons – der Hund mit den hellen Korkenzieherlocken

Die Löckchen des Bedlington Terriers stehen gut vom Körper ab, sind aber nicht drahtig, sondern eher seidig. Idealerweise sollten sie sehr klein und in Korkenzieherform gelockt sein. Der Schopf ist bei allen Färbungen weiß oder fast weiß. Insgesamt sollte das Fell immer hell bis weißlich erscheinen und nur einen leichten Stich aufweisen:

Erwünschte Farben in der Zucht

Blau

  • Blue Bedlington Terrier werden fast schwarz geboren und hellen während des Wachstums stark auf.
  • Die Locken an den Läufen, am Schopf und an den Spitzen der Ohren sind weiß, der restliche Körper ist bei ausgewachsenen Tieren wolkig-grau.
  • Die Iris ist bei blauen Bedlingtons sehr dunkel.
  • Blue-and-Tan Färbungen sind kaum von der Blue-Färbung zu unterscheiden. Nur bei Welpen zeichnen sich die Lohabzeichen an den Pfoten, am Bauch und am Fang deutlich ab. Die Augenfarbe ist bei Loh-Färbung etwas heller (bernsteinfarben).

Sandy oder Leber

  • Sandfarben haben einen eher gelblichen Stich; Leberfarben eher rosa bis braun. Wie beim Blue Terrier hellt die Fellfarbe während des Wachstums stark auf und weiße Locken zeichnen sich am Kopf und an den Läufen ab.
  • Sandy-and-Tan-Färbung ist in der Zucht unerwünscht, kommt aber bei vielen Hunden vor und ist im Erwachsenenalter kaum vom einfarbigen Sand- oder Leberton zu unterscheiden.
  • Die Augen sind haselnussfarben und der Nasenschwamm ist braun. Bei beiden Farbschlägen sind die Augenlider schwarz.

Bedlington Terrier 01

Terrier mit langer Historie – Vor- und Nachfahren des Bedlington Terriers

Bedlingtons gehören zu den ersten Terriern, die im FCI als eigenständige Rasse anerkannt und gezüchtet wurden. Entstanden ist die Rasse wahrscheinlich als Gypsy-Dog – sie begleiteten Romagruppen und verbreiteten sich so im ganzen Land. Unter ihrem ursprünglichen Namen Rothbury Terrier wurden sie von Bergbauern im Norden Englands gehalten und besonders vom Lord of Rothbury favorisiert. Der Name Bedlington Terrier stammt von den ersten Showhunden in Bedlington im Jahr 1870.

Nahe und ferne Verwandte der Rasse

  • Dandie Dinmont Terrier sind enge Verwandte und direkte Nachfahren der Bedlingtons. Die beiden Rassen sind die einzigen Erdhunde mit Hängeohren.
  • Kerry-Blue Terrier und Soft Coated Wheaten Terrier teilen sich ebenfalls Vorfahren mit dem Bedlington.
  • Es wird vermutet, dass Windhunde und Otterhounds zur Entstehung der Rasse beigetragen haben.
  • Der sogenannte Lurcher ist eine Mischung aus Bedlington Terrier und Windhund.

Ein Jäger mit vielen Aufgaben

  • Bedlingtons wurden für die Ratten- und Hasenjagd gezüchtet; spürten Kleinwild eigenständig auf und töteten es effektiv.
  • Der Bedlington Terrier Young Piper erlangte in seiner englischen Heimat Berühmtheit. Er brillierte bei der Dachsjagd und rettete ein Kleinkind vor einem angreifenden Schwein.
  • Sie wurden für Coursing und Hunderennen genutzt, bevor Windhunde in Mode kamen.
  • Einigen Quellen zufolge wurden sie wegen ihrer Furchtlosigkeit im Kampf auch in Hundekampfarenen eingesetzt.
  • Von Anfang an waren die außergewöhnlichen Lämmchen beliebte Showhunde, die früher stark frisiert und teilweise gefärbt wurden, um die Rassemerkmale zusätzlich zu betonen.

Wesen und Charakter des Bedlingtons – frecher Terrier mit starkem Jagdtrieb

Bedlington Terrier sind für jede Party zu haben und trennen strikt zwischen draußen und drinnen. Im Freien drehen sie auf und gehen überschwänglich auf jede Einladung zum Spielen und Jagen ein. Deine Inneneinrichtung bleibt dafür verschont: Im Trockenen verhält ein gut ausgelasteter Bedlington sich ruhig und freundlich. Insgesamt ist er auch für Anfänger geeignet, bei der Anschaffung solltest Du aber mit ein paar Hürden rechnen:

Typisch Terrier: Diese Verhaltensweisen lassen sich kaum abgewöhnen

  • Nur ausgewählte Nachbarshunde werden im Territorium akzeptiert. Rüden kommen eher selten mit anderen Rüden zurecht. Mit guter Sozialisierung lässt sich unfreundliches Verhalten an der Leine einschränken.
  • Seinen Jagdtrieb kann der Hund nicht abstellen. Besonders die Jagd auf Sicht reizt ihn einfach zu sehr: Sieht er einen Hasen davonrennen, kann er sich auch mit guter Sozialisierung kaum zurückhalten.
  • Bedlingtons sind eng an ihren Halter gebunden und gelten als anhänglich und liebevoll. Umso größer ist ihr Drang, den Lieblingsmenschen zu verteidigen und für sich allein zu beanspruchen.
  • Sie haben ein typisches Jagdhund-Bellen, das von Hundekennern mit dem Geräusch eines Maschinengewehrs verglichen wird. Sie bellen sehr laut und frequentiert.
  • Vor Schmutz, Nässe und Matsch schrecken sie nicht zurück. Hin und wieder wird eine Dusche nötig sein, wenn Dein Fellfreund sich in einer Pfütze gewälzt oder ein Loch ausgegraben hat.

Ist der Frechdachs für Familien geeignet?

Familien mit Kindern können einen gut sozialisierten Bedlington problemlos halten. Wen er als Mitglied der Familie anerkennt, den beschützt er bedingungslos. Im Spiel wird er manchmal ruppig, deshalb sollten Kinder nie ohne Aufsicht mit dem Familienhund spielen. Von Kleintieren sollte er ferngehalten werden, damit der Jagdtrieb nicht zu Affekttaten führen kann. Artgenossen werden akzeptiert, solange sie seine Dominanz anerkennen. Ist Dein Hund nicht an das Zusammenleben mit anderen Hunden gewöhnt, lässt er Besucher oder Nebenbuhler in der Familie nicht zu.

Haltung und Erziehung des Bedlington Terriers – Ein Trickser mit viel Grips

Hunde der Rasse sind intelligent und lernen schnell. Anfänger sollten Acht geben: Die Wuschelköpfe erkennen jede Nachlässigkeit und nutzen Schwächen in der Erziehung sofort aus. Als Heranwachsende testen sie häufig ihre Grenzen aus und stellen die Geduld ihrer Halter auf die Probe. Mit Genauigkeit und konsequenter Führung kannst Du den feisten Terrier in seine Schranken weisen und ein gesundes Vertrauensverhältnis aufbauen.

So kannst Du Langeweile vermeiden

  • Unterforderung führt zu destruktivem Verhalten bei aktiven Terriern. Sie wollen beschäftigt werden und sinnvolle Aufgaben erfüllen.
  • Besuche in der Hundeschule sind für Welpen und für ausgewachsene Tiere ratsam, um die soziale Verträglichkeit zu stärken.
  • Tägliche Sporteinheiten sind für Bedlingtons Pflicht. Apportierspiele oder Spiele mit einer Beuteangel sollten in einem eingezäunten Garten stattfinden. Mit einer Schleppleine kannst Du Deinen Hund auch auf freiem Feld laufen lassen.
  • Im professionellen Hundesport schlägt sich der Bedlington meisterhaft. Disziplinen wie Agility, Obedience oder Coursing mit Attrappen decken seine Bedürfnisse optimal ab.

Freundlichkeit will gelernt sein

Fremde Menschen und Tiere sind dem Bedlington suspekt und werden ohne gezieltes Training ausschließlich in „“Eindringling““ und „“Beute““ unterteilt. Obwohl er innerhalb der Familie sehr schmusebedürftig und liebevoll auftritt, macht er sich unter Vierbeinern im Park häufig Feinde. Wenn Du einen verträglichen Hund ausführen möchtest, solltest Du ihn so früh wie möglich an das harmonische Zusammenleben mit Artgenossen gewöhnen und ihm so viele freundliche Hunde wie möglich vorstellen. Auch das richtige Verhalten bei Besuchen im Haus von Mensch und Tier sollte in der Sozialisierungsphase zwischen der achten und der zwölften Lebenswoche einstudiert werden.

Krankheitsvorbeugung und Haarpflege für Bedlington Terrier

Durch eine gute Zuchtauswahl lassen sich die rassetypischen Krankheiten beim Bedlington Terrier weitgehend vermeiden. Im Schnitt erreichen sie ein Alter von etwa 14 Jahren. Auf folgende Krankheiten und Symptome solltest Du achten:

Erbkrankheiten und häufige Gesundheitsprobleme

  • Die beim Bedlington häufig vorkommende Kupfertoxikose zeigt sich durch Abmagerung und Lustlosigkeit. Diese erblich bedingte Einlagerung von Kupfer in der Leber kann auch von gesunden Tieren an ihre Welpen weitergegeben werden.
  • Augenprobleme können ebenfalls vererbt werden.
  • Aktive Hunderassen haben haltungsbedingt häufiger Probleme mit Hüft- und Ellenbogendysplasien. Eine erbliche Veranlagung für diese Probleme scheint bei der Rasse nicht vorzuliegen, trotzdem sollten Hunde mit Gelenkproblemen nicht vermehrt werden.

So bekommt das Bedlington-Fell seine Form

Das Fell des Bedlingtons muss nicht zwingend regelmäßig vom Friseur getrimmt werden. Mit sorgfältiger Haarpflege werden die natürlichen Besonderheiten der Rasse aber unterstrichen. Für zu Hause reicht es, wenn Du das Fell regelmäßig ausbürstest und lose Haare aus den Löckchen entfernst. Die Spitzen der längeren Befederungen kannst Du mit einer Haarschere begradigen. Wegen des dichten Lockenwuchses verlieren die Schafpelze von allein kaum Haare. Du kannst also beruhigt dunkle Kleidung tragen, ohne einen Film weißer Haare fürchten zu müssen, wenn Du Deinen Hund streichelst.

Bedlington Terrier Züchter finden – In Deutschland eine Seltenheit

Hierzulande wird der außergewöhnliche Lockenkopf kaum als Familienhund gehalten. Nur ein bis zwei Dutzend Welpen werden jährlich geboren. Wenn Du einen Bedlington vom Züchter kaufen willst, musst Du lange Wartezeiten und eine lange Anfahrt einplanen. Da zur Vorbeugung von Erbkrankheiten bestimmte Gentests notwendig sind, solltest Du vom Kauf bei einem Hobbyzüchter absehen und Dich auf die Suche nach einem gut informierten Züchter machen, der über Gesundheitsprobleme in seinen Zuchtlinien Buch führt.

Hier findest Du geprüfte Züchter

  • Im VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) sind vier Züchter der Rasse gemeldet. Die meisten kommen aus Niedersachsen.
  • Sieben Züchter widmen sich im Klub für Terrier e.V. der Zucht von Bedlington Terriern. Hier sind auch Züchter aus Bayern und Berlin-Brandenburg vertreten.
  • Auf Plattformen wie Terrier.de veröffentlichen auch Hobbyzüchter hin und wieder Wurfmeldungen.
  • Die Website Bedlington-Terrier.org bringt Interessenten und Züchter zusammen und dient als unabhängige Plattform zum Austausch für Fans der Rasse.

Checkliste für den Welpenkauf

  • Tierärztliche Gesundheitsbescheinigungen für die Eltern liegen vor.
  • Gentests zur Vorbeugung von Kupfertoxikose wurden durchgeführt.
  • Die Welpen leben zusammen mit ihrer Mutter in der Obhut des Züchters (kein Zwinger, kein „“Kofferraumverkauf““)
  • Die Welpen werden frühestens nach der vierten Lebenswoche abgegeben, eher später. Sie sollten in der Prägungsphase viel Zeit mit Menschen verbringen.
  • Da in Deutschland nur etwa zwei Dutzend Welpen im Jahr geboren werden, liegt der Kaufpreis recht hoch. Je nach Färbung kosten Welpen zwischen 1500 und 3000 Euro.

Fazit – Bedlingtons sind keine zimperlichen Lämmchen

  • Das Fell des Bedlingtons haart nicht und ist bis auf gelegentliches Bürsten pflegeleicht. Er scheut sich nicht, sich im Matsch zu wälzen, deshalb solltest Du ihn früh an das Baden und Föhnen gewöhnen.
  • Unter Artgenossen zeigt er sich nicht unbedingt charismatisch. Mit Artgenossen und anderen Haustieren kann die Rasse nur schwer vergesellschaftet werden.
  • Er ist ganz der Terrier: Intelligent, fordernd und ein Schlitzohr wenn es um das Austesten von Grenzen geht.

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