Akbaş – Der weiße Herdenschutzhund aus der Türkei

Akbash Der Akbaş Çoban Köpeği oder einfach Akbash ist eine der bekannten Hirtenhundrassen aus den Bergen von Zentralanatolien bis zur Mittelmeerregion. Er wird riesig und ist vom Kangal leicht durch seine weiße Farbe zu unterscheiden. Die Rasse wird nicht offiziell anerkannt, wird außerhalb der Türkei aber vor allem in den USA reinrassig gezüchtet.
Besonderheiten
  • Widerristhöhe über 75 cm
  • Starker Schutztrieb
  • Abgehärtet und robust
  • Sehr aktiv
  • Liebt die Natur

Rasseportrait: Akbash

Herkunft Türkei
Klassifikation Hirtenhund, Molosser
Namen Akbaş Çoban Köpeği, Aysberk Akbash, Akbash
Größe In der Türkei im Durchschnitt 75 cm Widerristhöhe, in den USA erreichen Rüden eine Widerristhöhe von 71 – 81 cm, Hündinnen 69 – 76 cm)
Gewicht Rüden 41 – 64 kg, Hündinnen 34 – 48 kg abhängig von der Größe
Körperbau Langbeinig und kräftig
Augen Schwarze Lider
Ohren Kurz behaarte Hängeohren mit abgerundeter Spitze
Fell & Farbe Grundfarbe weiß oder blasses fahlgelb, Biscuitfärbung an den Ohren ist erlaubt
Besonderheiten Individuelle Färbung, hellt im Alter auf
Charakter Eigenständig, dominant, ausgeprägtes Schutzverhalten, freundlich zu Kindern
Pflege Fell täglich kämmen, viel Bewegung
Gesundheit Hüftdysplasien und Magendrehungen kommen häufiger vor, ansonsten robust
Zucht In Deutschland kaum verbreitet, da die Rasse nicht offiziell anerkannt wird

Der „Weißkopf“ unter den anatolischen Herdenschutzhunden

Türkische Molosser können so viel Gewicht auf die Waage bringen wie ein erwachsener Mensch (bis zu 64 Kilogramm gelten als Standard bei Rüden) und erreichen eine Widerristhöhe bis zu 81 cm oder größer – Tiere, die größer sind als die Standard-Angaben vorgeben, werden nicht von der Zucht ausgeschlossen. Im Durchschnitt messen in der Türkei lebende Hunde der Rasse etwas mehr als 75 cm am Widerrist. Für ungeschulte Augen sind sie von ihren nahen Verwandten in der Türkei hauptsächlich durch ihre fahlgelbe bis weiße Fellfarbe zu unterscheiden.

Akbash

Merkmale des Akbash: Der nicht ganz so typische Molosser

  • Der Akbaş ist in vielerlei Hinsicht ein typischer Molosser. So erinnert seine Kopfform mit den locker hängenden Lefzen stark an die von Retrievern wie dem Chesapeake Bay Retriever. Die Stirnfurche ist ausgeprägt und der Stop sehr flach.
  • Dreieckige Ohren setzen weit hinten am Kopf an und fallen bis auf die Backen herunter, die Spitzen sind abgerundet.
  • Die Augenlider, Lippen und der Nasenschwamm sind schwarz gefärbt. Dunkle Augenfarben werden bevorzugt.
  • Am Hals liegt die Haut locker an und bildet eine kleine Wamme. Der Körper ist bei Hündinnen deutlich schlanker und etwas länger als bei Rüden, trotzdem sind alle Vertreter der Rasse sehr sportlich.
  • Die Läufe sind sehr lang und der Rumpf reicht nur knapp bis zum Ellenbogen. Bei manchen Tieren kommen doppelte Afterkrallen vor, die nicht als Fehler gelten.
  • Die Rute reicht bis zum Sprunggelenk und wird aufgerollt getragen. Sie ist gut befedert.

Fell und Farben

  • Das Fell ist einfarbig weiß oder fahlgelb. An den Ohren tritt bei manchen Hunden eine leichte Biscuitfärbung auf.
  • Die Haare sind am Körper länger als am Kopf. Rute und Läufe sind hinten gut befedert. Im UKC wird zwischen Medium Coat und Long Coat unterschieden.
  • Im Gesicht sind die Haare sehr kurz und glatt.
  • Die Hunde tragen weiches Stockhaar in zwei Schichten. Die Unterwolle ist dicht und wasserabweisend.

Unterschiede zu anderen türkischen Hirtenhunden

  • Der Kangal ist etwas kleiner und hat kurzes, cremefarbenes Haar mit schwarzer Maske.
  • Auch beim Karabaş ist die schwarze Maske stark ausgeprägt.
  • Der Kars-Hund trägt sein dunkles Zottelfell etwas länger als die anderen Schläge.
  • Der italienische Maremmen-Abruzzen-Schäferhund sieht dem Akbash sehr ähnlich, ist aber etwas kleiner und schlanker gebaut.

Der weiße Hirte: Geschichte und Herkunft der anatolischen Hirtenhunde

Unter dem Sammelbegriff Anatolische Hirtenhunde werden vier Schläge zusammengefasst: Der Kangal, der Akbaş, der Karabaş und der Kars-Hund. Züchter streiten sich noch heute darüber, ob die vier Schläge als eigenständige Rassen zu betrachten sind. Vom United Kennel Club (UKC) werden sie als eigenständige Rasse geführt.

Ursprünge der Molosser

  • Der Akbash unterscheidet sich genetisch eindeutig von anderen anatolischen Hirtenhunden. Er vereint Züge vom Mastiff und den hohen Körperbau von Windhunden.
  • Die Hirtenhunde aus der Türkei (Çoban Köpekleri) werden in den Vereinigten Staaten, in Kanada und in den Niederlanden vermehrt gezüchtet.
  • Molosser waren schon im Römischen Reich als Arenenhunde im Einsatz.

Der Schutzhund mit dem sanften Gemüt: Wesen und Charakter des Akbaş

Der Akbash wird seit Jahrhunderten reinrassig ohne offizielles Zuchtbuch gezüchtet. In seiner Heimat übernimmt er heute noch die gleichen Aufgaben wie vor hunderten von Jahren. Er hütet das ganze Jahr über selbstständig Schafherden, deren Grünflächen weit von den Höfen entfernt sind. Hitze, Regen und Kälte können den Hunden kaum etwas anhaben. Sie kämpfen furchtlos gegen Wölfe und halten die Herde mit liebevoller Strenge zusammen.

Eigenschaften

  • Der Akbash hat einen ausgeprägten Schutzinstinkt. Familienmitgliedern gegenüber verhält er sich liebevoll, besonders Kinder hat er ins Herz geschlossen.
  • Er möchte seiner Aufgabe als Schutzhund nachkommen und lässt keine Fremden ins Haus. Mit Artgenossen kann er trotzdem vergesellschaftet werden.
  • Er ist intelligent und denkt eigenständig. Als Familienhund verhält er sich deshalb wie ein echter Hütehund und zeigt sich manchmal dominant.
  • Anpassungsfähigkeit gehört zu seinen Stärken, denn er kommt in der Stadt und auf dem Land zurecht. Allerdings braucht er in jedem Umfeld viel Auslauf und sinnvolle Beschäftigung.

Der weiße Naturbursche

Hirtenhunde verbringen gern Zeit im Freien und werden in ihrer Heimat häufig in Hütten gehalten. Wegen ihrer Größe sollten sie im Erdgeschoss gehalten werden und sind nicht für die Haltung in Etagenwohnungen geeignet. Am wohlsten fühlt sich Dein Vierbeiner, wenn er freien Zugang zum Garten hat. Der Zaun muss unüberwindbar gebaut sein, da die sportlichen Tiere mühelos mannshohe Mauern überwinden können.

  • Hunde der Rasse brauchen sehr viel Beschäftigung und Auslauf.
  • Sie sollten ihrer Natur entsprechend als Hirtenhunde gehalten werden.
  • Als Familien- und Begleithund muss der Akbash mit professionellem Hundesport und Obedience Training ausgelastet werden.

Erziehung von großen Hunderassen: Nur für erfahrene Hundehalter

Bei der Haltung und Erziehung von Hirtenhunden mit anatolischen Wurzeln gibt es einiges zu beachten. Die Haltung als Begleithund ist nur möglich, wenn ein großer Garten zur Verfügung steht und der Hund mehrere Stunden am Tag aktiv beschäftigt wird. Als Hirtenhund in der Türkei wird er freilaufend gehalten und geht seinen Aufgaben eigenständig nach.

Der Akbash als familientauglicher Wachhund

Bei Hunden der Rasse reicht der Kopf im Stehen bei Rüden über einen Meter hoch. Sie sind bereit, sich selbst und ihre Familie zu verteidigen und strahlen Dominanz aus. Gibt es keine Herde zum Beschützen und werden sie unterfordert, können sie aggressive Verhaltensweisen an den Tag legen. Besuche in der Hundeschule sind für Welpen der Rasse unbedingt notwendig.

Nachteile für Halter

  • Ähnliche anatolische Hirtenhunde gelten als Listenhunde und dürfen nur unter strengen Auflagen gehalten und gezüchtet werden.
  • Da die Bezeichnungen Akbaş, Kangal und Anatolischer Hirtenhund außerhalb von Fachkreisen als Synonyme füreinander gebraucht werden, solltest Du damit rechnen, dass häufig Verwechselungen vorkommen und Dein Hund für einen anderen Schlag der anatolischen Hirtenhunde gehalten wird.
  • Auch im Urlaub kann es sein, dass der Akbaş nur zur Durchfahrt einreisen darf. Die Schweiz und Dänemark stufen bestimmte Schläge anatolischer Hirtenhunde als Listenhunde ein.

Tägliches Auspowern ist Pflicht

Der Akbaş ist keine Couchpotato: Er muss täglich weite Strecken laufen und gibt sich nicht mit Schnuppern und Spaziergängen an der Leine zufrieden. Im gut eingezäunen Garten streift er gern umher oder sucht sich einen Platz, von dem er alles überblicken kann. Wenn kein großer Garten oder Hof zur Verfügung steht, solltest Du täglich für eine Stunde auf einer eingezäunten Hundewiese oder einem Trainingsplatz für Hunde Sport mit Deinem Vierbeiner treiben.

Sportliche Aktivitäten für den Akbaş

  • Obedience Training
  • Agility Training
  • Einsatz als Arbeitshund auf Viehweiden
  • Apportierspiele
  • Spielen mit Kindern nur unter Aufsicht

Der Hirtenhund in seinem Element

Wölfe galten in Deutschland jahrzehntelang für ausgestorben. Seit etwa 20 Jahren erobern sie die Wälder zurück. Bauern klagen über den Verlust ganzer Herden, da heutzutage kaum noch Herdenschutzhunde wie der Akbash eingesetzt werden. Deren Einsatz hat sich über Jahrhunderte bewährt und kommt der Natur der dafür ausgebildeten Rassen sehr nahe. Laut Tierschutzverordnung müssen bestimmte Vorgaben bei dieser Form der Haltung eingehalten werden, sie ist aber nicht verboten.

Nicht gerade anspruchslos: Pflege und Ernährung der weißen Hütehunde

Der Akbaş gilt als sehr robust und hat ein starkes Immunsystem. Die Lebenserwartung liegt bei 8 bis 10 Jahren und die meisten Tiere sterben an Altersschwäche. Einige rassetypische Krankheiten treten aufgrund der Körpergröße der Tiere auf:

Anfälligkeiten der Rasse

  • Hüftdysplasien
  • Augenerkrankungen
  • Gelenkprobleme bei schlechter Ernährung (vorallem während des Wachstums)
  • Allergien (ebenfalls bedingt durch die Ernährung)
  • Magendrehungen

Die richtige Ernährung im Wachstum

Ein Welpe der Rasse braucht etwa 4 Jahre, bis er seine vollständige Größe erreicht hat. Man kann ihnen fast beim Wachsen zusehen und spürt beim Herumtollen täglich mehr Kraft im aufgeweckten Vierbeiner. In dieser sensiblen Wachstumsphase brauchen junge Hunde spezielles Welpenfutter, das vor allem das Knochenwachstum unterstützt. Lasse Deinen Welpen regelmäßig vom Tierarzt untersuchen, um mangelhafter Ernährung vorzubeugen.

So beugst Du HD und Magendrehungen vor

Die hochbeinigen Schutzhunde leiden wie alle großen Hunderassen häufig an haltungsbedingten Gelenk- und Knochenproblemen. Neben der richtigen Ernährung spielen weitere Faktoren eine Rolle, die Du als Halter leicht beeinflussen kannst:

  • Lasse Deinen Vierbeiner nicht zu häufig Treppen steigen. Sie sollten nur im Erdgeschoss gehalten werden.
  • Mit einer Hundetreppe erleichterst Du das Ein- und Aussteigen beim Autofahren.
  • Lass ihn nicht auf dem nackten Boden schlafen, sondern biete eine weiche Schlafunterlage an seinem Rückzugsplatz an.

Fell- und Krallenpflege im XXL-Format

Das Fell des Akbash sollte bei beiden Fellvarianten regelmäßig durchgebürstet werden. Er haart das ganze Jahr über und wechselt jährlich sein Fell, sodass sich regelmäßig große Büschel ansammeln. Kleiner Tipp: Tierhaare werden von Vögeln gern zum Nestbau genutzt. Im Frühling kannst Du Haarbüschel wie Meisenknödel für nestbauende Vögel aushängen. Beim Stutzen der Krallen solltest Du beachten, dass manche Individuen doppelte Afterkrallen ausbilden. Auf keinen Fall sollten diese entfernt werden!

Zucht und Welpenkauf: Bekommt man einen reinrassigen Akbash nur in der Türkei?

In der Türkei ist die Ausfuhr von anatolischen Hirtenhundrassen nicht gern gesehen und im Fall des Kangal sogar illegal. Um einen reinrassigen Hund aus seinem Ursprungsland zu bekommen, brauchst Du gute Kontakte zu Landsleuten. Da die Rasse hierzulande nicht offiziell anerkannt wird, gibt es nur wenige Züchter, die sich mit der Verbreitung des Weißkopfes in Europa beschäftigen. Mit etwas Rechercheaufwand findest Du Vermittlungshunde und deutschsprachige Züchter im Netz:

Züchter und Abgabestellen

  • Die Akbash Liga vermittelt Hunde in Not und Welpen aus eigener Zucht. Beim rheinländischen Zwinger handelt es sich den einzigen deutschsprachigen Züchter mit eigener Website.
  • Im Schweizer Klub für süd- und osteuropäische Hirtenhunde wird der Akbash nicht als Rasse gelistet, die Experten können Dir bei der Suche nach einem Züchter aber sicher weiterhelfen.

Hund im Ausland kaufen – nicht ohne Genehmigung

Wenn Du Dich für den Kauf bei einem Züchter im Ausland entscheidest, solltest Du die Vorschriften zur Einfuhr von Hunden aus europäischen Ländern und von außerhalb der EU beachten. Der Zoll hat strenge Vorgaben dazu. Damit Dein Welpe nicht am Flughafen beschlagnahmt wird, solltest Du Dich vor der Reise gut informieren. Hole Deinen Welpen immer selbst ab und lasse Dich niemals auf „Bring-Dienste“ im Internet ein. Dahinter stecken oft Kriminelle, die Hunde nicht ordnungsgemäß züchten und unter schlechten Bedingungen halten.

Familienhund oder Hütehund: Zuchtlinien im Westen und im Osten

Die Auswahl der Zuchttiere unterscheidet sich in den USA und in Kanada von den Zuchtkriterien türkischer Hirten. In ihrem Heimatland achtet man vorrangig auf die Gesundheit und die Eigenständigkeit der für die Zucht ausgewählten Tiere. Die Körpergröße ist ein zweitranriges Kriterium. In den Vereinigten Staaten und Kanada werden große Hunde mit ruhigem und freundlichem Wesen bevorzugt.

Fazit: Nützlich auf dem Land, unterfordert in der Stadt

  • Als Stadthund für Singles ist der Akbash nicht geeignet. Er braucht freien Auslauf und viel Beschäftigung.
  • Wenn er als Begleit- und Familienhund gehalten wird, musst Du Dir täglich viel Zeit für ihn nehmen. Haare ausbürsten, Gassi gehen, Futter vorbereiten und Sport treiben nimmt täglich mehrere Stunden in Anspruch.
  • Regelmäßige Besuche in der Hundeschule sind auch für Hundeprofis ratsam. Um so einen dominanten „Aysberk“ richtig zu erziehen, braucht es Erfahrung und Geduld

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